Dass die Grote Manndränke so starke Zerstörungen anrichtete, ist gut erklärbar. Aber warum versank dabei ausgerechnet Rungholt in den Fluten? Warum nicht die benachbarte Region um die heutige Hallig Südfall?
Einen wertvollen Hinweis gab hier Ende der 1970er Jahre das so genannte „Norderhever-Projekt“. In ihm erforschten Wissenschaftler verschiedener Disziplinen unter anderem von der Universität Kiel und dem Archäologischen Landesamts Schleswig die genaue Beschaffenheit des Untergrunds im „Rungholt-Gebiet“ zwischen Pellworm und der Hallig Südfall.
Sie entnahmen Bohrkerne des Meeresbodens und analysierten die Zusammensetzung der einzelnen Schichten. Dabei zeigte sich, dass die heutige Hallig Südfall auf einem tonhaltigen Sockel liegt, der bereits aus der Zeit der Eiszeit stammt. Dieser tonige Untergrund ist stark verdichtet und damit sehr stabil. Er war vermutlich auch zur Zeit der Groten Manndränke schon vorhanden und ließ diesen Bereich daher die schwere Sturmflut unbeschadet überstehen.
Versteckter Graben im Meeresboden
Anders dagegen sah es nur wenige Kilometer nordwestlich aus: Hier entdeckten die Forscher ein bis dahin verstecktes eiszeitliches Moränental. Der feste eiszeitliche Boden ist dort durch das Schmelzwasser der Gletscher tief ausgewaschen. Der so entstandene Graben füllte sich erst nach der letzten Eiszeit nach und nach mit lockeren Ablagerungen aus Sanden und Tonen wieder auf.
Auf diesem scheinbar festen Untergrund entstanden mit der Zeit Häuser und Siedlungen, auch Rungholt lag möglicherweise im Einzugsbereich dieses unsichtbaren Grabens. Und genau das wurde den Bewohnern Rungholts vermutlich zum Verhängnis: Denn einmal überflutet gab der nur lose zusammenhaltende Untergrund unter dem Einfluss der Wassermassen nach und ließ das gesamte Gebiet absacken und in den Fluten versinken. Die Hallig Südfall dagegen, und auch die Kerne von Pellworm und Nordstranddischmoor, lagen auf dem festen Grund und blieben verschont.
Stand: 25.04.2008