Hummeln gehören eindeutig zu den fliegenden Insekten – dennoch hält sich die Annahme, dass sie nach physikalischen Gesetzen nicht fliegen können dürften. Dies wird häufig als Anekdote verbreitet, die zeigen soll, dass manche Naturgesetze noch nicht ausreichend verstanden sind: Wie man sieht, können Hummeln sehr wohl fliegen. Wenn physikalische Gesetze anderes behaupten, müsse das also an diesen Gesetzen liegen, nicht an der Hummel.

Doch die Gesetze der Physik widersprechen auch in diesem Fall nicht der Natur. Ursprung dieses Irrglaubens ist wahrscheinlich ein Scherz unter Insektenforschern und Physikern zu Anfang der 1930er Jahre: In einer kurzen Überschlagsrechnung stieß ein Physiker darauf, dass Hummeln im Verhältnis zu ihrem Körpergewicht viel zu kleine Flügel haben. Nach aerodynamischen Strömungsregeln allein könnten sie damit nicht genug Auftrieb erreichen, um ihren Luftwiderstand zu überwinden und zu fliegen.
Hummel-Scherz unter Wissenschaftlern
Die Anekdote taucht auch im Buch „Der Flug der Insekten“ des französischen Insektenforschers Antoine Magnan auf. Es ist aber unwahrscheinlich, dass die Forscher und ihre Zeitgenossen die Berechnungen für bare Münze nahmen. Tatsächlich ist die Physik hinter dem Flug der Insekten mittlerweile gut erforscht und beschrieben.
Wären Hummeln Flugzeuge, könnten sie bei ihrem Körpergewicht im Verhältnis zur Fläche ihrer Flügel in der Tat nicht fliegen. Doch den Hummeln kommen zwei Dinge zugute: Erstens sind sie viel kleiner und leichter als ein Flugzeug. Die Luft, durch die sie fliegen, bleibt aber genauso dicht. Daher gelten für die Luftströmungen um ihre Flügel völlig andere Bedingungen, und auf Flugzeug-Aerodynamik basierende Rechnungen liefern zwangsläufig irreführende Ergebnisse.