Seit Herbst 2006 können sich Mädchen und Frauen in Deutschland gegen Humane Papillom- Viren (HPV) impfen lassen. Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts wurden allein bis 2009 weltweit mehr als 40 Millionen Dosen des Impfstoffs Gardasil und 7,5 Millionen Dosen von Cervarix verabreicht. Doch immer wieder wird über mögliche Nebenwirkungen, die Kosten der Impfung sowie darüber diskutiert, ob die Impfung überhaupt das leistet, was sie verspricht. Das Problem: Die Infektion mit den Viren führt erst nach durchschnittlich fünf bis acht Jahren zu Vorstufen des Gebärmutterhalskrebses und nach zehn Jahren zur invasiven Variante. So lange dauert es dann auch, bis die ersten Daten dazu vorliegen, ob die Impfungen diese Krebsfälle tatsächlich signifikant reduzieren oder nicht.
Unter anderen deshalb gibt es verlässliche Daten bisher nur zu den Vorstufen des Karzinoms. Aber schon jetzt zeigt sich eine Tendenz, wie die Deutsche Krebsgesellschaft vor kurzem mitteilte: So ergab eine Auswertung der Daten von fast 45.000 geimpften Mädchen und jungen Frauen, dass die Impfung Infektionen mit HPV und virusbedingte Erkrankungen des Gebärmutterhalses effektiv verhindert. So verringerten sich Fälle von Vorstufen des Krebses um bis zu 98 Prozent – allerdings immer nur dann, wenn die Mädchen zum Zeitpunkt der Impfung noch nicht mit dem Virus infiziert waren. Hat sich der Erreger bereits in den Zellen eingenistet, kann dies auch der Impfstoff nicht mehr rückgängig machen.
Voreilige Zulassung?
Für Streit sorgte 2009 ein im Deutschen Ärzteblatt veröffentlichter Appell von 13 deutschen Wissenschaftlern, den Nutzen der HPV-Impfung neu zu bewerten. Sie kritisierten eine vorschnelle Zulassung der Impfstoffe und führten Studiendaten auf, nach denen die Wirksamkeit nur bei 16 bis 27 Prozent liegen sollten. Zudem wirke die Impfung nur gegen wenige der über 200 bekannten HPV-Typen. „Die in Studien ermittelten Ergebnisse stehen in deutlichem Widerspruch zu vielen sehr optimistischen Verlautbarungen. Mädchen und Frauen haben aber ein Recht auf angemessene gesundheitliche Informationen“, konstatierten die Forscher. „Behauptungen, die Impfung reduziere Gebärmutterhalskrebs um 70 oder gar 98 Prozent, müssen unterbleiben.“
Das Paul-Ehrlich-Institut nahm wenig später zu den Vorwürfen ausführlich Stellung und widerlegte sie. Demnach seien die allermeisten HPV-Varianten keine Auslöser für den Gebärmutterhalskrebs – daher müsse man auch nicht gegen sie impfen. Erreger seien vor allem die beiden Stämme HPV-16 und HPV-18, gegen die beide zugelassenen Impfstoffe wirken.
Die in der Kritik angeführte vermeintlich niedrige Wirksamkeit beruhe dagegen auf einer Fehlinterpretation der Studienergebnisse: Diese Zahlen ergeben sich, wenn man nicht unterscheidet zwischen der Wirksamkeit bei bereits infizierten Probandinnen und noch virusfreien. Wie bei anderen Impfungen auch schütze das Präparat nur vor einer Infektion, nicht vor den Spätfolgen einer bereits bestehenden. „Die Kritik ist unverständlich – eine Impfung ist eine vorbeugende und keine therapeutische Maßnahme. So schützt zum Beispiel eine Impfung gegen Masern auch nur, wenn sie vor der Infektion gegeben wird“, konstatieren die Paul-Ehrlich-Forscher.
Stand: 19.04.2013