Anthropogeographie

Was charakterisiert ein Entwicklungsland?

Die Merkmale und die Probleme bei der Definition

Der Begriff Entwicklungsländer ist nicht unumstritten. Selbst wenn er in den 50er Jahren früher verwendete und weitaus problematischere Bezeichnungen wie „rückständig“, „nicht entwickelt“ oder „unterentwickelt“ ablöste, ist auch dieser Ausdruck wertend. Auch er setzt letztlich die Länder Westeuropas und Nordamerikas mit hochentwickelt und fortschrittlich gleich und gibt damit die Richtung für die „Entwicklung“ vor. Dennoch sind Begriffe wie Entwicklungsländer und Dritte Welt seit Jahrzehnten gebräuchlich und daher auch weithin akzeptiert.

Straßenhandel © Kirsten Hildebrandt

Ebenso uneinig sind sich Entwicklungspolitker über die Merkmale von Entwicklungsländern. Bis heute gibt es keine einheitliche Definition des Begriffes. Als wichtigstes Kennzeichen wird oft das Pro-Kopf-Einkommen herangezogen. Doch der Grundsatz desto weniger, desto ärmer gilt hierbei nicht. Das statistische Einkommen hat letztlich nur einen begrenzten Aussagewert. Es berücksichtigt kaum Bereiche wie Selbstversorgung und informelle Arbeit, von denen viele Einwohner in der Dritten Welt leben. Auch die sozialen und politischen Erscheinungen des Landes sind nicht erkennbar. Es gibt daher eine Reihe von weiteren Merkmalen die für die Charakterisierung von Entwicklungsländern entscheidend sind.

Eine hohe Arbeitslosenquote, viele Beschäftigte in der Landwirtschaft und ein überbesetzter Dienstleistungssektor sind typische Kennzeichen. Die Landwirtschaft hat einen sehr hohen Anteil am Bruttosozialprodukt. Landwirtschaftliche Erzeugnisse und Rohstoffe stehen bei vielen Entwicklungsländern deshalb ganz oben in der Exportliste. Teure Fertigprodukte dagegen wie Maschinen müssen importiert werden, was zusammen mit den Krediten der Entwicklungsbanken zu einer hohen Auslandsverschuldung führt. Eine unzureichende Infrastruktur sowie fehlende Fachkräfte behindern zudem den Ausbau der Wirtschaft.

Familie © A. Gnauk

Ein weiteres wichtiges Merkmal von Entwicklungsländern ist ein hohes Bevölkerungswachstum. Wenn die Erdbevölkerung in jeder Minute um 120 Menschen wächst, so werden 96 der neuen Erdenbürger in Entwicklungsländern geboren. Zurückzuführen ist dies auf eine hohe Geburtenrate, bei einer durch den medizinischen Fortschritt gleichzeitig sinkenden Sterberate. Die medizinische Versorgung selbst ist trotz erheblicher Verbesserungen nach wie vor unzureichend. Eine niedrige Lebenserwartung und eine hohe Kindersterblichkeit sind die Folge. Ebenso charakteristisch ist ein schlecht ausgebautes Bildungssystem, so dass viele Menschen in den Entwicklungsländern nicht Lesen und Schreiben können. Viele Einwohner versuchen in der Stadt einen Weg aus der Armut zu finden. Die Verstädterung in den Ländern der Dritten Welt hat daher in den letzten Jahren dramatisch zugenommen hat. Hinzu kommen oftmals politische Instabilität, Korruption und gewalttätige Konflikte.

Alle diese Merkmale beeinflussen sich letztlich gegenseitig. Häufig ist daher auch vom Teufelskreis Armut die Rede, deren negative Wirkungen sich nur schwer durchbrechen lassen. Gelingt aber eine Verbesserung, so werden auch andere Bereiche positiv beeinflusst.

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Stand: 06.11.2001

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In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Entwicklungsländer
Gibt es Wege aus dem Labyrinth der Armut?

Facts
Das Wichtigste in Kürze

Fünf Welten in der einen Welt
Wie die politischen Umbrüche der 90er Jahre die Einteilung der Welt veränderten

Was charakterisiert ein Entwicklungsland?
Die Merkmale und die Probleme bei der Definition

Die Suche nach den Ursachen
Warum es vielen Entwicklungsländern nicht gelingt, den Teufelskreis der Armut zu durchbrechen

Aus reich mach arm
Wie der Krieg um Rohstoffe Potentiale ruiniert

Export von Rohstoffen und Import von Fertigwaren
Die Abhängigkeit der Entwicklungsländer auf dem weltweiten Handelsmarkt

Kenia
Geographie, Wirtschaft und Bevölkerung

Naturwelt, Tourismus, Armut...
Die Entwicklung zum Wirtschaftsmotor Ostafrikas

Warum in Kenia das Licht nicht brennt
Das Musterland auf dem wirtschaftlichen Rückschritt

Von der Entwicklungshilfe zur Partnerschaft
Geschichte, Prinzipien und Strukturen der Entwicklungszusammenarbeit

Wenn Projekte scheitern
Über den Sinn und Unsinn einer Hilfe von außen

Burkina Faso
Wie 1.000 Handpumpen einer ganzen Region zu neuer Lebensqualität verhalfen

Beispiel Tansania: ein Kleinstprojekt
Wasserkraft statt Diesel für Maismühlen

Bildung als Chance
In den Dorfschulen Honduras lernen die Kinder für's Leben

Neue Perspektiven für die Landwirtschaft
Warum Kleinbauern wieder traditionelle Anbautechniken aufgreifen

Afrika überwindet Grenzen
Geben Nationalparkprojekte dem Kontinent neue Hoffnung?

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