Ist es vertretbar, dass ein Himmelskörper, der nur etwa halb so groß wie der Erdmond ist, als Planet gilt? Der Jupitermond Ganymed ist sogar dreimal größer als 2003 VB12. Die Debatte, was nun eigentlich einen Planeten ausmacht, hat durch Sedna wieder Nahrung erhalten. Die einfache Pi-mal-Daumen-Regel: „Planeten sind runde Gebilde, die um Sterne kreisen und kein Deuterium verbrennen“ bis zirka 13 Jupitermassen genügt nicht mehr, seit im Sonnensystem, bei anderen Sonnen und sogar im freien Weltraum eine Fülle von Objekten gefunden worden ist, die nicht in dieses Schema passen. Gibor Basri von der University of California in Berkeley findet es etwas peinlich, dass keine Definition eines Planeten existiert. „Wir leben auf einem Planeten! Wäre doch nett zu wissen, was das genau ist.“
Kugel ohne Kernfusion
Basri machte den Vorschlag, alle jene Himmelskörper als Planeten zu definieren, deren Durchmesser mehr als 700 Kilometer misst. Das ist im Groben die Masse, die ein Objekt benötigt, um kugelförmig zu sein. Alle Asteroiden und Kometen, die kleiner sind, haben kartoffelförmige oder ähnlich bizarre Formen. Oder genauer: „Ein Planet ist ein kugelförmiger Himmelskörper ohne Kernfusion, der um einen Himmelskörper mit Kernfusion kreist.“ Nach dieser Auslegung hätte unser Sonnensystem mehr als ein Dutzend Planeten, auch Ceres und 2003 VB12 würden dazuzählen. Mysteriöse Objekte wie die nicht an einen Stern gebundenen Planeten, die das Hubble-Weltraumteleskop im Orion nahe des Pferdekopfnebels ausspioniert hat, fallen jedoch einfach durch den Rost.
Mehr Masse als andere…
Brown und sein Team zählen weder 2003 VB12 noch Pluto zu den Planetoiden, allenfalls als Transneptun- Objekte. Ihr Vorschlag für die Definition eines Planeten lautet: „Ein Planet ist ein Himmelskörper, der mehr Masse hat als alle anderen Objekte, die sich auf einer ähnlichen Umlaufbahn befinden.« Beispielsweise kreuzt eine große Zahl an Asteroiden die Erdbahn, aber die Erde hat mehr Masse als alle Asteroiden zusammen.
Demnach ist die Erde ein Planet. Ceres, der größte aller Kleinplaneten, hat eine kleinere Masse als die Summe der Masse aller restlichen Asteroiden, folglich ist er kein Planet. Pluto, der mitten im Kuiper-Gürtel thront, hat eine geringere Masse als alle TNOs zusammen, also ist er kein Planet, sondern das größte Transneptun-Objekt. Sedna ist nach dieser Definition ebenfalls kein Planet. Brown, Trujillo und Rabinowitz plädieren also dafür, die Anzahl der Planeten im Sonnensystem von neun auf acht herunterzuschrauben.
Es ist trotzdem unwahrscheinlich, dass die IAU Pluto den Planetenstatus aberkennen wird, da es schon 1999 einen Aufschrei der Öffentlichkeit gab, als sie das versuchte. Innerhalb der IAU existiert eine Arbeitsgruppe, die an einer Definition bastelt. Die nächste Generalversammlung der Gruppe findet 2006 in Prag statt, vielleicht ist bis dorthin ein Konsensus erreicht. Was aber nicht bedeuten muss, dass die Debatte unter den Astronomen deshalb beendet ist.
Stand: 07.05.2004