„Der Leib, der mit Fleischspeisen beschwert wird, wird von Krankheiten heimgesucht, eine mäßige Lebensweise macht ihn gesünder und stärker und schneidet dem Übel die Wurzel ab. Die Dünste der Fleischspeisen verdunkeln das Licht des Geistes. Man kann schwerlich die Tugend lieben, wenn man sich an Fleischgerichten und Festmahlen erfreut. Unser Tisch muss zum Denkmal der Tafel wahrer Christen dienen.“
Seit Jahrtausenden gefürchtet und geächtet
So fortschrittlich sich diese Aussage aus dem frühen Mittelalter heute auch anhört, nicht alle Zeitgenossen von Basilius dem Großen (329-379 n C.) teilten seine Ansicht hinsichtlich des Vegetarismus. Und auch heute sind trotz BSE und Maul- und Klauenseuche, die „Pflanzenfresser“ noch immer in der Unterzahl. Eine besondere Form von Fleischliebhabern dagegen ist schon seit Jahrtausenden sowohl gefürchtet als auch geächtet – die Kannibalen.
Was aber ist Kannibalismus genau? Der Duden definiert diesen Begriff mit „das Fressen von Tieren der eigenen Art“, der Brockhaus versteht darunter den „Verzehr von Menschenfleisch durch Menschen, kommt hauptsächlich in extremen Notsituationen sowie in ritueller Form (meist als Bestattungsritus in außereuropäischen Kulturen)“. Kannibalismus ist demnach ein Phänomen, dass sowohl bei Menschen als auch bei Tieren anzutreffen ist und das anscheinend überall auf der Welt vorkommt.
„Canibales“ auf den westindischen Inseln
Woher stammt der Begriff Kannibalismus? Das Wort Kannibalismus ist bereits viele Hundert Jahre alt und beruht auf der spanischen Bezeichnung „Canibales“. Die frühen Seefahrer um Christoph Kolumbus prägten diesen Namen während ihrer Entdeckungsfahrten im 15. Jahrhundert für die Ureinwohner auf den westindischen Inseln. Sie hatten den Eindruck, ob berechtigt oder unberechtigt sei dahin gestellt, dass sich diese „Wilden“ regelmäßig oder fast ausschließlich von Menschenfleisch ernährten.
Danach schossen im mittelalterlichen Europa immer wildere Vermutungen und Spekulationen um das Phänomen Kannibalismus aus dem Boden. Man vermutete zeitweilig sogar, dass die gesamte Äquatorregion der Erde ausschließlich von Kannibalen bewohnt würde. Eine Legende, die sich im Verlauf des Zeitalters der Entdeckungen aber schnell als falsch erwies…
Stand: 14.04.2001