Eine Tendenz zur Selbstüberschätzung haben die meisten von uns: Wir halten uns in der Regel für besser, klüger und schöner als unsere Mitmenschen. Diese verzerrte Wahrnehmung und ungerechtfertigte Selbsteinschätzung ist in gewissem Maße normal und gesund. Denn die Selbstliebe hilft uns dabei, uns wohl in unserer Haut zu fühlen und selbstbewusst aufzutreten.
Was ist ein Narzisst?
Doch bei übersteigertem Geltungsbedürfnis grenzt dieser verzerrte Blick auf das Selbst schnell an Narzissmus. Der Begriff erlebt seit einigen Jahren eine Trendwelle und wird mitunter leichtfertig und inflationär verwendet, um das Verhalten von Konkurrenten oder unliebsamen Menschen zu diskreditieren. Kein Wunder, denn Narzissmus ist mit eher negativ konnotierten Eigenschaften behaftet: Egoismus, Ich-Bezogenheit, Selbstbewunderung, Arroganz und Eitelkeit. Ein Lob ist die Bezeichnung daher eher nicht, auch wenn Narzissten teils selbst damit prahlen.
Umgangssprachlich versteht man unter einem „Narzissten“ einen Menschen, der diese selbstbezogenen Charakterzüge in ausgeprägter Form aufweist und sich für wichtiger hält, als er ist. Gemeint sind mit dem Begriff auch Menschen, die sich anderen gegenüber rücksichtslos verhalten und kein Verständnis für deren Situation zeigen. In der genauen Ausprägung schwankt Narzissmus jedoch auf einer breiten und schwer messbaren Skala und äußert sich sehr facettenreich.

Was ist eine narzisstische Persönlichkeitsstörung?
Psychologen, Psychiater und Psychotherapeuten sprechen erst dann von „Narzissmus“ beziehungsweise einer „narzisstischen Persönlichkeitsstörung“, wenn die Symptome sehr ausgeprägt sind, dauerhaft auftreten und den Betroffen oder sein Umfeld stark belasten. Zudem liegen bei echten Narzissten dem egoistischen Verhalten ein mangelndes Selbstwertgefühl, Versagensängste und eine hohe Kritikempfindlichkeit zugrunde. Verletzlichkeit gilt als wesentliches Merkmal, das den Narzissmus zur Störung macht.