Ein Moorbach ist selten klar. Nur nach starken Regenfällen ist die Farbe des Moorwassers annähernd mit der eines Baches vergleichbar, der keinen Kontakt mit moorigem Untergrund hat. In den späten Sommermonaten allerdings kann man nicht zwei Finger tief sehen, wenn die Niederschläge den Abfluss, der die Torfschichten durchsickert hat, nicht mehr verdünnen. Das Wasser der Moorbäche ist braunschwarz verfärbt.
Unvollständige organische Zersetzung
Die Substanzen, die dem Wasser der Kolke, Schlenken und Bäche seine unappetitliche Farbe verleihen, sind Umwandlungsprodukte des Abbaus organischer Substanz. Auch wenn die Bedingungen für den Abbau des pflanzlichen und tierischen Materials ungünstig sind, wird dennoch auch im Moor abgebaut – wenn auch nicht so vollständig wie zum Beispiel im Waldboden. Bei dieser unvollständigen Umsetzung des abgestorbenen Pflanzenmaterials entstehen die sogenannten Humin- und Fulvinsäuren, komplexe organische Verbindungen, deren chemische Struktur nicht mehr ihren Ausgangsverbindungen ähneln. Sie besitzen eine hohe Absorptionsfähigkeit im Bereich des sichtbaren Lichts und lassen so das Moorwasser schwarz erscheinen.
Diese organischen Verbindungen werden aus dem Torfkörper ausgewaschen, und zwar in beträchtlichem Umfang. Wächst im Hochmoor das Torfmoos in der obersten, lebendigen Schicht bis zu 18 mm pro Jahr, beträgt der jährliche Torfzuwachs lediglich 0,5 bis 1,5 Millimeter. Die 17 Millimeter Differenz fallen der zunehmenden Kompression der wachsenden oberflächennahen Schichten und dem Abbau der organischen Substanz zum Opfer. Dennoch, das Moor bleibt eine Senke für Nähr- und Mineralstoffe.
Braunmoose, Seggen und Fieberklee
Was verbleibt, sind die teilzersetzten, in vielen Torfarten noch in ihrem Aufbau zu erkennenden Pflanzen – die Jahrtausende alt sein können. Im Niedermoor finden sich je nach hydrologischem Regime Braunmoose, Seggen mit ihren Wurzeln sowie Fieberklee mit seinen Samen und Rhizomresten. Aber auch Bäume wie die Schwarzerle und die Birke tragen mit ihren Wurzeln und Stubben zum Torfaufbau bei. Im Hochmoor ist vor allem das Torfmoos Sphagnum an der Torfbildung beteiligt, von dem Blättchen, Stämmchen und Ästchen konserviert werden können.
Anhand dieser gut zu erkennenden Pflanzenreste in den historisch entstandenen Schichtenfolgen des Torfs lassen sich Rückschlüsse auf die Entwicklung der Vegetation im Moor ziehen. Doch es gibt andere, noch besser geeignete Methoden, um im umfangreichen Geschichtsbuch der Moore zu lesen. Eine bedient sich eines Untersuchungsobjektes, das nur mikroskopisch zu erkennen ist – dem Pollenkorn…
Stand: 13.10.2006