Es wird weiterhin wärmer werden – auch und gerade in Deutschland. Das ist klar. Aber wie viel? Und wie schnell? Um das herauszufinden, haben Forscher des Deutschen Wetterdienstes (DWD) die bis 2007 für Deutschland vorliegenden Klimaszenarien systematisch ausgewertet und verglichen. Die ersten Ergebnisse: Die Jahresmitteltemperatur in Deutschland wird bis zum Jahr 2100 zwischen zwei und vier Grad steigen. Damit verbunden ist eine deutliche Zunahme der Sommertage mit einem Tagesmaximum von mindestens 25°C und der heißen Tage mit mindestens 30°C.
In einzelnen Regionen könnte es sogar zu einer Verdopplung dieser extremen Hitzetage kommen. Klimaforscher gehen davon aus, dass sich bis zum Ende des Jahrhunderts innerhalb Deutschlands die Klimazonen um rund 250 bis 300 Kilometer nach Norden verschieben könnten. In Hamburg würde dann ein Klima herrschen wie heute in Freiburg, in Freiburg dagegen eines wie im heutigen Marseille.
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Wie verändert sich das regionale Klima?
Was dies genau für die einzelnen Regionen bedeuten würde, das haben Wissenschaftler des Max-Planck-Instituts für Meteorologie (MPI-M) in Hamburg ermittelt, indem sie die globalen Computermodelle mit kleinräumigen Simulationen verknüpften. „Um Aussagen über mögliche regionale oder lokale Klimaänderungen und ihre Auswirkungen zu machen, muss die Brücke zwischen der globalen Klimaänderungsberechnung und der Region geschlagen werden“, erklärte Daniela Jacob, die Leiterin der Studie.
Im Auftrag des Umweltbundesamtes und mit Unterstützung des Deutschen Klimarechenzentrums Hamburg erarbeiteten die Forscher mehrere Szenarien für mögliche Klimaänderungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bis zum Jahr 2100. „Im Vorfeld hatten wir zunächst die Klimaentwicklung der letzten Jahrzehnte recht realitätsnah mithilfe des regionalen Klimamodells REMO abgebildet“, erläutert Jacob. „Diese Überprüfung war notwendig, um die Güte der Modellergebnisse auch in stark strukturierten Gebieten wie den Alpen bewerten zu können.“
Süden erwärmt sich am stärksten
Die räumliche Auflösung von zehn Kilometern lieferte dabei Erkenntnisse in bisher nicht gekannter Detailtiefe. Die Ergebnisse sprechen für sich: „Wie die Simulationen gezeigt haben, könnte es in Deutschland zu einer mittleren Erwärmung kommen, die im Jahr 2100 — abhängig von der Höhe zukünftiger Treibhausgasemissionen — zwischen 2,5 Grad Celsius und 3,5 Grad Celsius liegt. Diese Erwärmung wird sich jedoch saisonal und regional unterschiedlich stark ausprägen“, fasst Jacob den wichtigsten Trend zusammen. Am stärksten erwärmt sich dabei wahrscheinlich der Süden und Südosten Deutschlands. Bis zu vier Grad wärmer könnten hier die Winter bis zum Jahr 2100 werden.
Alpen: Skitourismus adé
Für die Wintersportorte der Alpen keine besonders gute Nachricht: „In den Alpen ist durch die Erwärmung damit zu rechnen, dass der Niederschlag im Winter häufiger als Regen denn als Schnee fallen kann, so dass dann auch sehr große schneebedeckte Flächen, die heute noch als schneesicher gelten, verschwinden könnten“, schätzt Jacob die Auswirkungen ein. „Dadurch kann sich die Zahl der Tage mit geschlossener Schneedecke pro Jahr reduzieren, besonders stark in niedrigen Regionen wie zum Beispiel in Garmisch-Partenkirchen oder auch Mittenwald.“ Für diese Gebiete zeigen die Simulationen eine Abnahme der Schneetage um mehr als die Hälfte. Selbst in den höheren Regionen wie Zermatt und St. Moritz erwarten die Forscher eine Reduktion der Schneetage um rund ein Drittel.
Küsten: Badeurlaub boomt
Des einen Freud ist des anderen Leid: Während der Skitourismus schweren Zeiten entgegen sieht, dürfen sich die Seebäder entlang der deutschen Küsten freuen. Denn an Nord- und Ostsee wird es bis 2100 nicht nur rund 2,5 bis 2,8 Grad wärmer, im Sommer fällt dann auch bis zu einem Viertel weniger Regen. Ein Badeurlaub an der heimischen Küste dürfte damit für immer mehr Deutsche attraktiver werden – vor allem da die klassischen Urlaubsziele am Mittelmeer bis dahin zunehmend von Hitzewellen, Wassermangel und Waldbrandgefahr betroffen sein werden.
Stand: 26.09.2008