Die Vorstellungen darüber, was „danach“ kommt, hängen eng mit der Religion zusammen. In den meisten Kulturen gab und gibt es die Vorstellung von einer Totenwelt im Jenseits, in der die Verstorbenen weiterexistierten. Entweder im Himmel, unter der Erde oder auch einfach jenseits des von der Menschengruppe bewohnten Gebiets auf der Erde. Die Ägypter glaubten im Laufe ihrer Geschichte an alle drei Varianten, nacheinander natürlich. Außerdem hielten sie es für möglich, dass die Toten zurückkommen und zwischen den Lebenden wandeln. Bei den Griechen war es der Hades unter der Erde und auch dort fürchtete man, dass die Toten von dort zurückkommen könnten, um Einfluss auf die diesseitige Welt zu nehmen.
In der christlichen Religion ist die Seele wichtiger als der fleischliche Körper. Sie löst sich von ihm und fährt in den Himmel – oder die Hölle. Seit dem Mittelalter gibt es in der katholischen Kirche die Vorstellung, dass die meisten Seelen zunächst in das Fegefeuer kommen, um dort geläutert zu werden. Nur die wirklich Guten (Märtyrer und Heilige) gelangen sofort in das Paradies, und die ganz Bösen kommen sofort in die Hölle. Im Fegefeuer haben die Seelen die Chance, ihre Sünden zu büßen. Am Tag des jüngsten Gerichts dürfen auch die Seelen aus dem Fegefeuer in den Himmel fahren.
Im Hinduismus und Buddhismus steht die Wiedergeburt, die Reinkarnation, im Zentrum des Glaubens. Es gibt eine „Zwischenwelt“ in die man nach dem Tod gelangt. Hier entscheidet sich auf Basis des vorigen Lebens, als was man wiedergeboren wird. Die Seele sucht sich ein neues „Gewand“. Führte man ein gutes Leben, wird man in einer höheren Stufe der Erkenntnis wiedergeboren, war dies nicht der Fall, vielleicht auch nur als Fliege. Denn Tiere sind in diesen Zyklus eingeschlossen. Alles Leben gilt in den Augen der Buddhisten als Leiden. Ziel ist der Eintritt ins Nirvana, was weder Diesseits noch Jenseits bedeutet, sondern wie das „Verlöschen einer Flamme“ gesehen wird. Es ist das Ende allen Leidens und die Befreiung aus dem Rad des Lebens.
Stellt der Tod einen Übergang in eine andere Welt oder eine Durchgangsstation auf dem Weg zur Wiedergeburt dar, nimmt ihm das den Schrecken. Die Aussicht auf ein ewiges Leben, nur eben in einer anderen Welt oder in einem anderen Körper, lässt Gläubige mit mehr Gelassenheit auf des Lebensende zuschreiten.
Heute glauben viele Menschen in den Industrienationen jedoch nicht mehr an ein Leben nach dem Tod. Die religiösen Weltbilder wurden von wissenschaftlichen verdrängt. Oder sie hängen zu sehr an ihrem Leben in dieser Welt, als dass sie mit Freude und Zuversicht einer ungewissen neuen Welt entgegenblicken könnten. Auch deshalb wird der Tod immer mehr aus dem Bewusstsein verdrängt und mit Unbehagen beäugt. Angst und Ungewissheit treten an die Stelle von Glauben und Hoffnung auf das „Danach“.
Stand: 23.09.2005