Wie viel radioaktiver Abfall im Bergwerk Asse II liegt, lässt sich heute nur schätzen. Denn die frühere Betreibergesellschaft des Versuchsendlagers hat Menge und Art des eingelagerten Atommülls nur unzureichend dokumentiert: „Es bestehen Unsicherheiten, ob das Radionuklid- und Stoffinventar der eingelagerten radioaktiven Abfälle in den Dokumenten korrekt angegeben ist“, heißt es bei der heute zuständigen Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE). Man gehe davon aus, dass auch fehlerhaft deklarierte Abfälle in der Schachtanlage Asse II eingelagert sind.

Abgekippt und zugedeckt
Nach Schätzungen der BGE liegen im Bergwerk Asse II insgesamt rund 47.000 Kubikmeter Atommüll. Dieser ist auf 13 Kammern in drei Tiefenebenen verteilt. Der mit Abstand größte Teil der schwachradioaktiven Abfälle liegt in elf Kammern auf 750 Meter Tiefe. Zwischen 1967 und 1978 wurden dort gut 100.000 Fässer und Betongefäße eingelagert. Weitere gut 8.500 Behälter mit schwachradioaktivem Material wurden ab 1975 in einer Kammer in 725 Meter Tiefe verstaut.
Wurden diese Fässer anfangs noch aufrecht nebeneinander aufgestellt, begann man später, die Fässer in mehreren Schichten übereinander zu schichten. Ab Anfang der 1970er Jahre sparte man sich selbst diese minimale Ordnung: Über eine Rampe wurden die atomaren Abfallbehälter in die Kammern gekippt. Nach jeder Schicht füllte man die Zwischenräume der kreuz und quer liegenden Behälter mit losem Salz auf, das auch die Fässer bedeckte. Erst dann folgte die nächste Schicht.
Mit diesem ungeordneten Abkippen nimmt man nicht nur in Kauf, dass die Atommüll-Behälter beschädigt werden und radioaktives Material in umgebende Salz eindringt. Das Zuschütten mit Salz und die chaotische Lage der Fässer macht die Einlagerung nahezu irreversibel. „Eine Rückholung ist nicht vorgesehen. Mögliche Schäden an den Abfallbehältern werden vernachlässigt. Langfristigen Schutz soll das umliegende Salzgestein bieten“, heißt es fast schon lakonisch bei der BGE.