Pollen, Hausstaubmilben, Katzenhaare – für die Mehrheit der Menschen völlig harmlose und ungiftige Substanzen. Warum sind gerade sie es, die bei Allergikern Niesanfälle, Atemnot und juckende Quaddeln auslösen? Was macht sie zum Allergen? Trotz aller Fortschritte in der modernen Allergologie ist dies eine der Fragen, auf die die Allergologen auch heute noch keine befriedigende Antwort gefunden haben.
Bekannt ist immerhin, daß nicht das Pollenkorn oder die Hausstaubmilbe als solches die allergische Reaktion auslöst, sondern daß vielmehr bestimmte Bestandteile davon als Allergene wirken. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Proteine. Diese großen, aus Aminosäuren aufgebauten Moleküle sind fast alle wasserlöslich und können so über feuchte Oberflächen wie die Schleimhäute in den Körper gelangen.
Es scheint, daß die größeren Proteine offenbar erheblich stärker allergieauslösend wirken, als die kleineren. Warum dies allerdings der Fall ist und ob vielleicht eine ganz bestimmte Aminosäure oder Aminosäuregruppe vorhanden sein muß, damit ein Protein seine allergene Wirkung entfaltet, ist allerdings noch unklar.
Auch Nicht-Proteine können Allergien auslösen, sie müssen sich dazu allerdings an bereits im Körper vorhandene Proteine anheften oder binden.
Bei einem Pollenkorn machen die allergenen Proteine nur einen winzigen Bruchteil des Gesamtgewichts aus. Ein Großteil der chemischen Stoffe aus denen ein Pollenkorn aufgebaut ist, sind nicht wasserlöslich und daher nicht fähig, in den Körper einzudringen. 15 bis 20 Prozent der Proteine eines Pollenkorns oder Schimmelpilzes können zwar allergische Reaktionen hervorrufen, von ihnen sind aber nur wenige direkt für die Ausbildung der Symptome verantwortlich.
Diese sogenannten Hauptallergene machen bei einem Pollenkorn beispielsweise weniger als ein Prozent der Gesamtmasse aus. Die restlichen potentiellen Allergene werden als Nebenallergene bezeichnet. Sie spielen nur bei wenigen Patienten eine Rolle, könnten aber für das Phänomen der „Kreuzreaktionen“ verantwortlich sein.
Die meisten bekannten Allergene sind Bestandteil der Natur: Tierhaare, Hausstaubmilben, Schimmelpilze oder Blütenpollen sind definitiv keine neue „Errungenschaft“ des Industriezeitalters, mit ihnen ist der Mensch seit Beginn seiner Existenz konfrontiert. Im Gegensatz dazu sind Allergien gegen Kosmetika, Waschmittel oder Latex eindeutig „hausgemacht“.
Durch die starke Verbreitung dieser chemischen Substanzen ist auch die Wahrscheinlichkeit, gegen sie eine Allergie zu entwickeln, entsprechend gewachsen. Damit ist allerdings noch nicht die allgemeine Zunahme der Allergien erklärt, da, wie Untersuchungen unter anderem in der Schweiz gezeigt haben, auch der Anteil der Allergiker, die auf natürliche Allergene reagieren, deutlich angestiegen ist.
Stand: 26.03.2002