Es ist ein beeindruckendes Schauspiel: Erst verfinstert sich der helle Vollmond allmählich, dann wandelt sich sein normalerweise silbriges Licht und wird blutrot. Kein Wunder, dass unsere Vorfahren in einer solchen totalen Mondfinsternis ein böses Omen sahen. Heute wissen wir, dass dabei keine übernatürlichen Mächte im Spiel sind, sondern reine Himmelsmechanik. Der Faszination tut dies aber kaum einen Abbruch.
Es beginnt zur „Primetime“
Am 27. Juli 2018 hält der Himmel sogar ein Schauspiel der Extraklasse bereit. Denn pünktlich zur „Primetime“ dürfen wir die längste Mondfinsternis des Jahrhunderts bestaunen. 103 Minuten und damit fast zwei volle Stunden wird der „Blutmond“ über weiten Teilen Europas, Asiens und Afrikas stehen. Eine längere Mondfinsternis wird es erst wieder im Jahr 2123 geben.
Das Ereignis beginnt bereits, bevor der Mond bei uns gegen 21:00 Uhr im Südosten aufgeht. Gegen 19:15 Uhr tritt der Vollmond in den Halbschatten der Erde ein und beginnt langsam, immer dunkler zu werden. Um 20:24 Uhr tritt er in den Kernschatten ein – sein Rand beginnt nun, sich leicht rötlich zu verfärben. Wenn der Mond bei uns am Südosthorizont aufsteigt, ist er bereits halb verfinstert und schimmert zur Hälfte rötlich.
Blutmond – die Totalität
Spektakulär aber wird es mit Beginn der Totalität gegen 21:30 Uhr: Der gesamte Vollmond steht jetzt voll im Schatten der Erde und schimmert blutrot. Gleichzeitig hat seine Helligkeit um das rund 100.000-Fache abgenommen. Schuld an der roten Farbe des verfinsterten Mondes ist unsere Erde – genauer gesagt die Erdatmosphäre. Denn sie bricht das Sonnenlicht und streut dabei den roten Anteil des Lichts in den Erdschatten hinein. Dieses schwache Restlicht lässt den Mond rötlich erscheinen.
Wie dunkel der Rotton des Mondes ist, hängt dabei von mehreren Faktoren ab. Einer ist die Bahn des Mondes durch den kegelförmigen Kernschatten der Erde. Je mittiger der Erdtrabant diesen Schattenkegel durchläuft, desto weniger Restlicht bekommt er und desto dunkler erscheint sein Rot. Ebenfalls verdunkelnd wirken sich viel Wasserdampf und Schwebteilchen in der Erdatmosphäre aus. Auch dann wird weniger Sonnenlicht auf den beschatteten Mond gestreut und er erscheint fast bräunlich-rot. Das war beispielsweise nach dem Ausbruch des Vulkans Pinatubo auf den Philippinen im Jahr 1991 der Fall.
Warum ist die Totalität diesmal so lang?
Die „Blutmond“-Phase der Totalität dauert bis 23:13 Uhr – so lange wie im gesamten 21. Jahrhundert nicht mehr. Der Grund dafür: Der Mond ist zurzeit relativ weit von der Erde entfernt und zieht daher von uns ausgesehen eher langsam. Zudem wandert er fast genau durch die Mitte des Erdschattens und damit durch dessen größte Ausdehnung.
Während der Totalität bewegt sich der verfinsterte Mond am Himmel allmählich weiter nach Süden. Gleichzeitig steigt er von seiner Anfangsposition knapp über dem Horizont bis maximal zwei Handbreit darüber. Um einen guten Blick auf das Himmelsschauspiel zu haben, ist es daher wichtig, sich einen Platz mit freiem Blick auf den Südost-Horizont zu suchen. Denn schon ein höheres Haus in der Nachbarschaft kann das Schauspiel verdecken.
Erst gegen 00:19 Uhr hat der Mond den Kernschatten der Erde komplett wieder verlassen. Er leuchtet nun nicht mehr rot, sondern ist nur noch leicht grau verfinstert. Um 01:30 Uhr endet die Mondfinsternis mit dem Austritt des Mondes aus dem Halbschatten der Erde.
Nadja Podbregar
Stand: 26.07.2018