Im Prinzip sind Viren kaum mehr als eine Ladung Erbgut, umgeben von einer schützenden Proteinhülle. Sie sind die Minimalisten im Reich der Natur. Im Vergleich zur Komplexität einer lebenden Zelle ist ihr simpler Aufbau wie eine Hundehütte verglichen mit der Sixtinischen Kapelle. Doch das macht Viren nicht weniger effizient und erfolgreich – im Gegenteil.

Variantenreiches Erbgut
Viren sind perfekt an ihren Daseinszweck angepasst – sie bringen genau die Ausrüstung mit, die sie für ihre Vermehrung und damit für das Weiterbestehen ihrer Art benötigen. Allen Viren gemeinsam ein Erbgut, das die Bauanleitung für die aus Proteinen bestehende Virenhülle sowie für wichtige Enzyme des Virus birgt. Die Größe des Genoms ist dabei je nach Virenart extrem verschieden – die Spanne reicht von Bakteriophagen mit nur rund 3.500 Basen oder Polioviren mit 7.500 Basen bis zu Riesenviren mit 1,2 Millionen Basen.
Im Gegensatz zu allen echten Organismen, deren genetischer Code über das Erbmolekül DNA weitergegeben wird, ist das Erbgut von Viren extrem variabel: Je nach Virentyp kann es aus DNA oder RNA bestehen und auch Einzelstränge oder aber Doppelsträngen aufgebaut sein. Zu den DNA-Viren gehören unter anderem Herpesviren, Papillomaviren und auch das Pockenvirus.
Unter den RNA-Viren sind besonders viele Erreger gefährlicher und weit verbreiteter Infektionskrankheiten – auch das neue Coronavirus SARS-CoV-2, sowie Ebola, Masern und Influenza gehören in diese Gruppe. Außerdem sind viele von Mücken oder Zecken übertragene Krankheiten von RNA-Viren verursacht, darunter Dengue, Zika, West-Nil-Fieber oder Gelbfieber. Auch der Erreger von Aids, das HI-Virus, besitzt als Erbgut RNA.