Was wäre, wenn ein Asteroid auf Kollisionskurs mit der Erde ist? Könnten wir eine Katastrophe abwenden? Und wir bereiten wir uns konkret vor? Um diese Fragen zu klären, führt die NASA gemeinsam mit der US-Katastrophenschutzbehörde FEMA regelmäßige Übungen durch. Die Aufgabe dabei: Die Experten bekommen das Szenario eines drohenden Einschlags und müssen die nötigen Maßnahmen planen.
„Im Gegensatz zu jeder anderen Zeit in unserer Geschichte haben wir heute die Fähigkeit, auf eine Einschlagsbedrohung zu reagieren – durch weitere Beobachtungen, Vorhersagen, Abwehrmaßnahmen und die Planung des Katastrophenschutzes im Einschlagsfall“, erklärt Thomas Zurbuchen von der NASA.
Erster Schritt: Flugbahn ermitteln
Im Jahr 2014 begann das Szenario so: Am 29. April 2014 entdecken Astronomen einen neuen Erdbahnkreuzer – einen Asteroiden, dessen exzentrische Flugbahn ihn bis auf weniger als 7,5 Kilometer an die Erde heranbringen könnte. Noch allerdings ist das 2014 TTX getaufte Objekt mehr als 24 Millionen Kilometer von der Erde entfernt.
In einem solchen Falle gilt als erstes: „Kenne Deinen Feind!“. Bevor darüber entschieden wird, ob und welche Abwehrmaßnahmen nötig werden, müssen Flugbahn und mögliches Einschlagsdatum, aber auch Größe, Zusammensetzung und Dichte des Asteroiden bekannt sein. Konkret bedeutet dies, dass ein verdächtiges Objekt zunächst von Astronomen weltweit beobachtet und über längere Zeit verfolgt wird, um die Flugbahn einzuengen – und damit das Einschlagsrisiko zu bestimmen.
Der „Bush“-Asteroid
Allerdings: In der Realität gibt es längst nicht immer so viel Vorwarnzeit – und auch die Klärung der Flugbahn kann extrem schwierig sein. Ein Problem gibt es beispielsweise, wenn ein Asteroid zwischendurch hinter der Sonne vorbeifliegt und sich so der Beobachtung entzieht. Oder wenn er so spät entdeckt wird, dass schlicht kaum Zeit bleibt.
Ein Beispiel dafür ist der „Bush“-Asteroid: Am 13. Januar 2004, einen Tag vor der Rede des damaligen US-Präsidenten George W. Bush zur Zukunft der Raumfahrt, meldete der deutsche Amateurastronom Reiner Stoß einen Asteroiden, der sich extrem schnell der Erde zu nähern schien. AL00667, so der offizielle Name des Objekts, könnte schon am nächsten Tag einschlagen – die Wahrscheinlichkeit lag immerhin zwischen 20 und 40 Prozent.
Was war zu tun? Sollte man die US-Regierung verständigen? Die NASA? Die Öffentlichkeit? Brian Marsden, der Direktor des Minor Planet Center, entschied sich dafür, noch abzuwarten und auf weitere Daten zu warten. Dummerweise war der Nachthimmel bewölkt, so dass über Stunden jede weitere Beobachtung des heranrasenden Boliden unmöglich war. Erst am nächsten Morgen zeigten neue Beobachtungsdaten: Der Asteroid war nur rund 30 Meter groß – und würde die Erde um 20 Millionen Kilometer verfehlen. Es war noch einmal gut gegangen.
Gewissheit – und nun?
Im Fall des fiktiven Asteroiden 2014 TTX sind die Neuigkeiten weniger positiv: Bis Oktober 2014 wächst die Wahrscheinlichkeit, dass das Objekt die Erde trifft, immer mehr. Aus einem anfänglichen Risiko von nur eins zu einer Million werden 30 Prozent, bevor der Asteroid aus dem Sichtfeld verschwindet. Erst Ende 2025 werden weitere Beobachtungen möglich – und das Risiko steigt auf 85 Prozent.
Anfang 2016 dann ist klar: 2014 TTX wird die Erde treffen – und er ist zwischen 120 und 300 Meter groß. Sein Impakt könnte demnach bis zu 700 Megatonnen Sprengkraft freisetzen, das entspricht dem 200-Fachen des Tunguska-Ereignisses. Die Experten datieren den Einschlag auf den 5. September 2021 – damit bleiben immerhin noch rund fünf Jahre der Vorbereitung.
Nadja Podbregar
Stand: 09.12.2016