Dank Schattenprofilen haben die Betreiber sozialer Netzwerke wie Facebook, Instagram und Co nicht nur Informationen über die Nutzer ihrer eigenen Plattform. Sie verfügen auch über Informationen zu Menschen, die nicht bei ihnen registriert sind oder die bestimmte Daten absichtlich nicht preisgeben wollten. Je nach Variante unterscheiden Experten daher über verschiedene Arten von „Shadow Profiles“.
Was für Schattenprofile gibt es?
Ein partielles Schattenprofil liegt beispielsweise vor, wenn jemand zwar einen eigenen Account bei einem sozialen Netzwerk besitzt, sich aber entschieden hat, bestimmte Informationen dort nicht zu teilen – zum Beispiel persönliche Angaben oder die eigene Telefonnummer. Die Plattform kann dann oft trotzdem die fehlenden Informationen aus den Kontakten erschließen.
Von einem vollen Schattenprofil ist dann die Rede, wenn eine Person keinen Account bei dem Netzwerk angelegt und niemals in dessen Geschäftsbedingungen eingewilligt hat. Das Unternehmen erstellt dann aber – quasi aus zweiter Hand – dennoch ein Profil über diese Person. Ein Schattenprofil kann aber auch dann entstehen, wenn jemand zunächst auf einer Plattform angemeldet war, dann aber seinen Account löscht. Das Netzwerk löscht dann zwar alle Daten des Accounts, kann das Profil aber jederzeit durch indirekte Informationen aus den Kontakten wiederherstellen – zumindest in Teilen.
Wie treffsicher sind die Schattenprofile?
Da bisher kein Unternehmen ein Schattenprofil veröffentlicht hat, lassen sich keine Aussagen über deren Präzision treffen. In einer Studie auf Basis öffentlich zugänglicher Daten hat der Datenspezialist David Garcia von der Universität Konstanz ermittelt, dass sich anhand von indirekten Kontaktinformationen der Wohnort einer Person auf einen Radius von unter 50 km festlegen ließe – weltweit und mit verhältnismäßig spärlichen Daten.
Es ist davon auszugehen, dass die echten sozialen Netzwerke deutlich detailliertere Daten vorliegen haben und Shadow Profils deshalb noch wesentlich präziser sind. Die Schattenprofile enthalten höchstwahrscheinlich auch sehr persönliche Informationen wie den Familienstand oder die sexuelle Identität. Beides konnte Garcia in seiner datenbasierten Simulation eines Schattenprofils mit recht wenig Aufwand nachvollziehen.
Schattenprofile sind damit nicht nur ein technisches Problem – sie stellen politische, rechtliche und kulturelle Herausforderungen an unsere Gesellschaft: Was bedeutet ein Recht auf Privatheit in der virtuellen Welt? Und welchen Umfang hat es? Was ist die persönliche Handlungsfreiheit und das Recht auf informationelle Selbstbestimmung noch wert, wenn die Veröffentlichung meiner Daten immer zugleich auch Informationen über andere preisgibt?