Wir machen einen Zeitsprung und begeben uns 10.000 Jahre zurück in der Erdgeschichte. Am Ende der letzten Eiszeit stehen wir auf einem Hochplateau nicht weit entfernt von der heutigen deutsch-belgischen Grenze. Unangenehm kalt und regnerisch ist es hier, über 1.200 Millimeter Niederschlag fallen im Jahresdurchschnitt.
Doch das Niederschlagswasser kann nicht so schnell abfliessen – dicke tonige Verwitterungsschichten dichten den Untergrund nahezu hermetisch ab. In den Palsen – kreisrunde Vertiefungen der Bodenoberfläche als Hinterlassenschaften der letzten Eiszeit – staut sich das Wasser. Zwischen den trüben Farben, die das Hochplateau im frühen Frühjahr zu bieten hat, springt am Rande des stehenden Wassers ein leuchtend grüner Fleck ins Auge – das Polster eines Torfmooses.
Bausteine Wasser und Zeit
Dieses Szenario aus den Anfängen der Hochmoorentwicklung im Hohen Venn ist nur eines von vielen aus einer ganzen Palette von Entwicklungswegen hin zum Moor. Gemeinsam sind ihnen vor allem zwei Dinge – zum einen leben alle Moore vom Wasser, zum anderen handelt es sich bei den Mooren um sehr alte Biotope. In den ältesten Mooren finden sich noch Tuffbänder von den Vulkanausbrüchen der Laacher Bimsvulkane in der Vulkaneifel, die vor 11.000 Jahren abgelagert wurden. Der Familienstammbaum der Moore teilt sich aber bereits bei den nächsten Fragen: Woher kommt das Wasser? Welche Nährstoffquellen bringen Wasser und Untergrund mit sich? Ist das Wasser sauer, neutral oder eher basisch?
Hoch- oder Niedermoor?
In Mitteleuropa wird meist grob zwischen Nieder- und Hochmooren unterschieden. Das Niedermoor – auch Flachmoor, Grundwasser- oder Sumpfmoor genannt – verliert niemals den Kontakt zum Wasser des Untergrundes. Diese mehr oder minder reiche Nährstoffquelle erlaubt einen üppigen Pflanzenbewuchs. Das pflanzliche Material stirbt ab und wird im Gegensatz zu der organischen Substanz der gut belüfteten Landböden nicht oder nicht rasch genug zersetzt, um wieder vollständig in den biologischen Kreislauf überführt zu werden. Die Folge – organische Materie häuft sich an, es entsteht Niedermoortorf.
Niedermoore können in den verschiedensten Landschaften entstehen, im Gebirge an Hängen, im Auenbereich von Flussniederungen, an Quellaustritten. Vielfältig wie ihr Auftreten ist auch ihre Anzahl. Der weitaus größte Teil der Moore Mitteleuropas ist den Niedermooren zuzurechnen. Eines ist ihnen allerdings gemeinsam: ihr Wasserreservoir ist nicht unmittelbar von den Niederschlägen abhängig, ganz im Gegensatz zu den Hochmooren.
Stand: 13.10.2006