Strom und Wasser sind Mangelware in großen Teilen des südlichen Afrikas und ganz besonders in Namibia. Gerade mal drei größere Kraftwerke gibt es im Land zwischen der Walfischbai im Westen, der Etoscha-Pfanne im Norden, der Kalahari im Osten und dem Oranje-Fluss im Süden.
Und diese zum Teil maroden Stromproduzenten liefern nicht einmal einen Bruchteil der Energie, die Namibia zum Überleben braucht. Kein Wunder, dass große Teile des Stroms aus den umliegenden Ländern teuer eingekauft werden müssen. Südafrika und Sambia sind die Hauptlieferanten für die dringend benötigte Energie und machen Namibia damit vom „Good will“ der Herrscher in Johannesburg und Lusaka abhängig.
Für weit mehr als die Hälfte des importierten Stroms ist dabei allein Südafrika verantwortlich. Doch die Verträge mit den Stromriesen aus dem Land am Kap der Guten Hoffnung laufen aus und nicht nur die Experten der namibischen Elektrizitätsgesellschaft NamPower gehen davon aus, dass die Preise für südafrikanischen Strom danach kräftig steigen werden. Denn das aufstrebende Südafrika verbraucht selbst immer mehr Strom und der Energiebedarf im Land wird vermutlich schon bald seine Produktionskapazitäten erheblich übersteigen.
Wassermangel an der Walfischbai
Und auch beim Wasser sieht die Zukunft für Namibia nicht rosiger aus. Schon heute ist Namibia das vielleicht trockenste Land im südlichen Afrika. Nur im Norden mit Okavango, Sambesi oder Kunene und im Süden mit dem Oranje stehen Flüsse zur Verfügung, die das ganze Jahr über Wasser führen. Und was an Niederschlägen über dem restlichen Binnenland niedergeht, ist nicht der Rede wert. Gerade mal 320 Millimeter Regen sind es im Landesdurchschnitt, in manchen Regionen fällt nicht einmal ein Viertel davon.
Doch der Wasserbedarf im Land ist enorm. Heute sind es bereits 200 Millionen Kubikmeter jährlich – Tendenz stark steigend. Wissenschaftler haben ausgerechnet, dass sich der Wasserbedarf bis 2020 verdreifachen wird. Über die Hälfte des benötigten Wassers stammt im Moment aus Grundwasservorräten und Speicherseen. Doch diese sind mittlerweile mehr als überstrapaziert und drohen insbesondere in Dürrejahren zur Neige zu gehen. Vor allem in der Region um die Hauptstadt Windhuk, im Herzen Namibias, wird immer wieder das Wasser knapp.
Wasserprojekte am Okavango
Aber Namibia ist in der Region kein Einzelfall: In Botswana und Angola ist die Situation bei Strom und Wasser ähnlich dramatisch. Schon seit Jahrzehnten überlegen diese Länder deshalb, wie sie am besten aus dieser Zwickmühle heraus kommen. Dabei liegt die Lösung für alle Probleme quasi vor der Haustür – der Okavango und sein Delta. Was liegt näher als die Fluten des Flusses zu nutzen, um Energie zu erzeugen und zugleich den trockenen Regionen das kühle Nass im Überfluss zu liefern?
Staudämme, Wasserkraftwerke, Wasser-Pipelines: Ideen, das „blaue Gold“ des Okavango auszubeuten, gibt es viele. Doch seit kurzem ist jetzt ein neues Projekt im Gespräch. Die Elektrizitätsgesellschaft NamPower will am Okavango ein Wasserkraftwerk bauen, das den Norden Namibias und Teile Botswanas und Angolas mit billigem und „sauberen“ Strom versorgen soll.
Stand: 30.07.2004