Aber damit nicht genug: Auch auf die Wasserressourcen wirkt sich der Qualitätstourismus negativ aus. Trotz der ohnehin angespannten Trinkwassersituation auf der Insel stiegen Förderung und Verbrauch von Wasser in letzten beiden Jahrzehnten deutlich. Und das ist kein Zufall: Denn die Höhe des Wasserverbrauchs, das zeigen die Untersuchungen der Bochumer Forscher, korreliert eng mit dem touristischen Erschließungsgrad der Gemeinden und der vorherrschenden Tourismusform.
Viele der ländlichen Gemeinden haben nur einen Pro-Kopf- Verbrauch von weit weniger als 100 Liter Wasser pro Tag, während der Konsum in zahlreichen touristischen Gemeinden, so auch in Calvia mit seinen vielen Zweitwohnsitzen, auf mehr als 250 Liter pro Kopf und Tag ansteigt und gelegentlich sogar bei mehr als 400 Litern liegt. Das ist vor allem in vielen Küstengemeinden auf Mallorca der Fall, wo Massen- und Qualitätstourismus nebeneinander existieren, wie zum Beispiel in Alcudia und Son Servera.
Pools, Golfplätze und Gärten schuld
Zwar liegen keine exakten Daten über den Anteil des Qualitätstourismus am Wasserverbrauch vor, aber Inselverwaltung und Forscher sehen ihn als erheblich an. Vor allem die bei Zweitwohnsitzen üblichen Poolanlagen und die ganzjährige Gartenbewässerung, aber auch die Bewässerung von Golfplätzen machen Residenzial- und Golftouristen, der weit über dem Wasseranspruch „herkömmlicher Touristen“ liegt. So entspricht der tägliche Wasserbedarf eines einzigen Golfplatzes – bis zu 2.000 Kubikmeter Wasser – dem Tagesverbrauch eines ganzen Ortes mit rund 8.000 Einwohnern.
Ein Vergleich von Luftbildern verdeutlicht die Entwicklung. Sie zeigen nicht nur die enorme Zunahme an zu bewässernder Gartenfläche, sondern auch die Zunahme der Zahl der Pools von 173 im Jahr 1990 auf 634 im Jahr 2004. Die Ferienhäuser und Golftouristen sind auch maßgeblich dafür verantwortlich, dass der Wasserverbrauch in der Gemeinde Calvia in den Monaten Juli/August mit fast 3.000 Kubikmetern etwa doppelt so hoch ist wie in den Wintermonaten.
Grundwasser versalzen
Das ökologische Gleichgewicht von Grundwasserneubildung und Grundwasserentnahme ist auf Mallorca auf lange Sicht verloren. Schon in den 1990er Jahren führte der Tourismus zur Absenkung des Grundwasserspiegels und Einsickerungen von Meerwasser ins Grundwasser. Dadurch liegt der Salzgehalt des Wassers aus den Brunnen im gesamten Becken von Palma und auch andernorts bei bis zu 5.000 Milligramm pro Liter. Zum Vergleich: Der WHO-Grenzwert für gesundheitlich unbedenkliches Wasser liegt bei 250-500 Milligramm pro Liter, bis 1.000 mg/L gilt Wasser noch als trinkbar. Danach bestehen Gefährdungen für den Wasser- und Stoffhaushalt der Zellen.
Die seit 2000 in der Bucht von Palma betriebene Meerwasserentsalzungsanlage entschärft zwar die Situation, man darf aber nicht vergessen, dass damit die Versorgung mit dem elementarsten „Lebensmittel“ von einer Hightech-Anlage abhängig geworden ist. Fällt sie aus, wird gutes Trinkwasser knapp.
Stand: 13.07.2007