Wie für den Mittelmeerraum typisch, fallen auch in der Gegend um Troja die Niederschläge vorwiegend im Winter und füllen die Grundwasserspeicher auf. Aktuell liegen die Jahresniederschläge um 600 bis 700 Milliliter – eine ausreichende, aber nicht üppige Wasserversorgung, weshalb es schnell zu einem Wassermangel kommt, gehen die Niederschlagsmengen zurück.
Problem Wassermangel?
Für eine antike Stadt, die von der Versorgung durch die umliegende Landwirtschaft abhängt, bringt ein Wassermangel weit reichende Probleme mit sich. Es ist also durchaus plausibel, das Aufblühen von Troja auch mit dem Klima in Zusammenhang zu bringen.
Der Vergleich der Haupt-Siedlungsphasen von Troja mit der alpinen Stalagmitenkurve stützt diese Vermutung. Die Blütezeiten der Stadt fallen zusammen mit den Abschnitten, für welche die Stalagmitenkurve viel Niederschlag angibt. Eine Abnahme der Siedlungstätigkeit beziehungsweise Unterbrechungen gehen mit niederschlagsarmen Zeiten einher.
Gerade am Ende des berühmten „Troja VI“ geht der Niederschlag maßgeblich zurück und könnte somit verantwortlich gewesen sein für den abrupten Niedergang. Nicht nur in Troja, sondern auch in Mykene und bei den Hethitern gingen zu dieser Zeit Epochen zu Ende. Auch das spricht für einen überregionalen Auslöser der Veränderungen.
Ein Netz von Stalagmiten-Archiven
Die Vergleiche der alpinen Stalagmitenkurve mit anderen Archiven könnten nach Angaben der Heidelberger Forscher fortgesetzt werden. Mittlerweile existiert ein Netz von Stalagmiten-Archiven, das über die ganze Erde verteilt ist und es ermöglicht, das globale Klimageschehen der Vergangenheit zu beschreiben.
Die Ende des Jahres 2005 von der Deutschen Forschungsgemeinschaft eingerichtete Forschergruppe „Daphne“ betreibt Grundlagenforschung zum Verständnis der Prozesse, die bei der Stalagmitenbildung ablaufen. In Heidelberg, Bochum, Trient und Innsbruck arbeiten Forscher daran, den Einsatz von Stalagmiten als Klimaarchive zu optimieren. Daneben laufen zahlreiche Einzelstudien in diversen Regionen von Europa, in der Karibik und Patagonien.
Nicole Vollweiler und Augusto Mangini / Forschungsmagazin „Ruperto Carola“ der Universität Heidelberg
Stand: 15.05.2009