Ein gigantisches Großprojekt wurde im Jahr 2003 an der Elbe vollendet: Das Wasserstraßenkreuz Magdeburg. Es verbindet über die Elbe hinweg den Mittelland- und den Elbe-Havel-Kanal miteinander. Das Bauwerk soll die Region östlich der Elbe an die westdeutsche Binnenschifffahrt und darüber hinaus an den weltgrößten Seehafen Rotterdam anbinden.
Kernstück der Wasserkreuzung ist die mit 918 Metern längste Kanalbrücke der Welt. In einem riesigen Trog von 32 Metern Breite und einer Tiefe von 4,25 Metern können Binnenschiffe jetzt die Elbe passieren, ohne einen zeitaufwendigen Umweg über Magdeburg nehmen zu müssen. Zwei neue Schleusen ermöglichen den Auf- und Abstieg zwischen der Elbe und den beiden Kanälen.
Technisch gesehen ist das riesige „Autobahnkreuz“ für Schiffe eine Meisterleistung. 85.000 Tonnen Stahl und 600.000 Tonnen Beton wurden verbaut, 17 Betonpfeiler stützen den wasserdichten Trog mit einem Eigengewicht von 10.000 Tonnen. Bevor die Trogbrücke in Betrieb ging, war sie noch nach oben gewölbt. Erst nachdem die etwa 125.000 Kubikmeter Wasser eingelassen worden waren, kam die Brücke durch das enorme Gewicht richtig in Form.
Das Wasserstraßenkreuz ist Teil eines der prestigeträchtigsten Verkehrsprojekte der deutschen Einheit, der Verbindung der Ost-West-Wasserwege. Heute werfen Umweltverbände dem Bund eine riesige Fehlkalkulation vor, denn gerade einmal die Hälfte des prognostizierten Güterverkehrs von sieben Millionen Tonnen sei seit Inbetriebnahme der neuen Wasserstraßen abgewickelt worden. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland spricht gar von einer „gewaltigen Trugbrücke“.
Der Betreiber, die Wasser- und Schifffahrtsdirektion Ost, weist jedoch daraufhin, dass ein solches Investitionsprojekt Zeit brauche, um sich zu amortisieren. Die letzte, erst im vergangenen Jahr korrigierte Prognose für die nötige Auslastung aller sanierten und neu gebauten Wasserwege zwischen Ost und West liegt bei 3,8 Millionen Tonnen bis zum Jahr 2015. Das entspricht gerade mal einem Sechstel der ursprünglichen Einschätzung aus dem Jahr 1992. Denn als das Verkehrsprojekt vor zwölf Jahren in Planung ging, hielt man 25,8 Millionen Gütertonnen für notwendig, um das Verkehrsprojekt rentabel zu machen. Nach dem aktuellen Gutachten hätte allein das Wasserstraßenkreuz das gesamte Projekt in die Gewinnzone katapultiert. Seit Inbetriebnahme haben 3,4 Millionen Tonnen Fracht die Trogbrücke passiert. Doch stellt sich natürlich die Frage, wie glaubwürdig eine nachträglich korrigierte Prognose ist. Eine detaillierte Kosten-Nutzen-Rechnung allein für das Wasserstraßenkreuz Magdeburg gibt es übrigens nicht.
Stand: 03.12.2004