Eines der bekanntesten Beispiele für nutzergenerierte Geodaten im Netz ist die „Open Street Map“ (OSM), eine freie Wikipedia-Weltkarte. Deren Basis sind die Beiträge der weltweiten OSM-Gemeinschaft: Jeder kann sich anmelden und auf unterschiedliche Weise Geodaten beisteuern. Dies kann beispielsweise erfolgen, indem der Teilnehmer eigene GPS-Tracks hochlädt, freigegebene Luft- und Satellitenbilder abzeichnet oder geographische Objekte dank seiner lokalen Ortskenntnis bezeichnet.
Entgegen einer verbreiteten Annahme handelt es sich bei den freiwillig Mitwirkenden nicht ausnahmslos um Amateure, sondern oft um Menschen mit fachlichem Hintergrund oder langer Erfahrung – so auch Wissenschaftler der Universität Heidelberg. Die Geodaten der Open Street Map werden für die unterschiedlichsten Anwendungen genutzt. Aufgrund der Datenvielfalt und des flexiblen Datenschemas sind auf vielen Gebieten auch spezielle Anwendungen möglich.
Einsatz beim Erdbeben von Haiti
Bereits bei mehreren Naturkatastrophen und humanitären Krisen konnten die Geodaten von Open Street Map ihren Nutzen beweisen. Ein Beispiel ist das schwere Erdbeben, das sich im Jahr 2010 in Haiti ereignete. Dort hat sich das große Potenzial der OSM-Internetgemeinschaft besonders deutlich gezeigt: In kürzester Frist ließen sich auf der Grundlage aktueller Satellitenbilder detaillierte Karten
erzeugen.
Damals wurde auch das „Humanitarian Open Street Map-Team“ (HOT) gegründet. Das Ziel dieses Teams ist es, die Zusammenarbeit der Freiwilligen mit den professionellen Helfern besser zu koordinieren. Seit dem Jahr 2010 werden im Umfeld fast aller größeren Katastrophen Geodaten auf der Basis von Open Street Map erhoben und den Einsatzkräften und -zentren zur Verfügung gestellt.
Weitere Beispiele sind der Tsunami in Japan 2011, der Taifun auf den Philippinen im Jahr 2013 und das Erdbeben in Nepal im Jahr 2015. Auch die Schäden in Haiti nach dem Hurrikan Matthew im Oktober 2016 werden bereits mit Hilfe freiwilliger Helfer und der HOT-Teams kartiert.
In all diesen Fällen haben auch die Heidelberger Geoinformatiker um Alexander Zipf mitgearbeitet. Sie haben Daten mit geographischen Informationen erhoben und daraus unter anderem spezielle interaktive Lagekarten und Routing-Anwendungen erstellt, die auf Erweiterungen des „Open Route Service“ basieren – einem Routenplaner, der ebenfalls von den Heidelberger Forschern entwickelt wurde.
Alexander Zipf, Universität Heidelberg / Ruperto Carola
Stand: 21.10.2016