Rein theoretisch könnten Wurmlöcher existieren – die Physik lässt diese Brücken durch Raum und Zeit zu. Doch es bleibt die Frage, wie ein Wurmloch konkret aussehen könnte, wie es funktioniert und ob es überhaupt passierbar wäre. Denn ob sich die Einstein-Rosen-Brücken als Verbindungswege durch Raum und Zeit eignen würden, ist extrem umstritten – und gilt als eher unwahrscheinlich.
Instantaner Kollaps
Einer der Gründe: Schon die Gleichungen von Albert Einstein und Nathan Rosen legten nahe, dass ihre „Brücke“ durch die Raumzeit nur unter ganz bestimmten Bedingungen existieren kann. So müssten die Eingänge in dieses Wurmloch von einem Schwarzen Loch gebildet werden, das nicht rotiert, keine Ladung aufweist und ewig bestehen bleibt. Schwarze Löcher, wie sie beispielsweise aus explodierenden Sternen entstehen, erfüllen diese Voraussetzungen nicht.
Hinzu kommt, dass ein solches Wurmloch zwischen zwei entfernten Orten unseres Universums extrem instabil wäre, wie der US-Physiker Archibald Wheeler im Jahr 1962 nachwies. Sobald auch nur ein einziges Photon durch diesen Tunnel passiert, würde er unter seiner eigenen Schwerkraft so schnell kollabieren, dass selbst das Lichtteilchen nicht mehr hindurchkäme. Denn jedes Eindringen in ein solches Wurmloch würde dessen fragiles Gleichgewicht zu einer Singularität zusammenbrechen lassen.
Weißes Loch als Ausgang?
Doch selbst wenn das Wurmloch nicht kollabiert, stellt sich die Frage, wie das Objekt am anderen Ende wieder hinaus kommen soll, ohne im dortigen Schwarzen Loch stecken zu bleiben. „Ein Schwarzes Loch ist eine Einbahnstraße, daher ist ein Passieren in beide Richtungen verboten – selbst wenn man nur in einer Richtung hindurchreist, kann das Objekt am anderen Ende daher kein Schwarzes Loch sein“, erklärt der US-Physiker Kip Thorne.
Eine mögliche Lösung für dieses Dilemma wäre ein Weißes Loch, eine umstrittene und rein hypothetische Umkehrung eines Schwarzen Lochs. Diese Singularität würde nicht alles anziehen, sondern hätte eine abstoßende, auseinandertreibende Wirkung. Materie und Strahlung würden dadurch den Ereignishorizont nur nach außen passieren und das Resultat würde einem Strahlenausbruch oder einer Explosion ähneln – vielleicht sogar dem Urknall. Praktischer Nebeneffekt: Würde man ein solches Weißes Loch mit einem Schwarzen kombinieren, könnte seine abstoßende Kraft den Kollaps eines Wurmlochs aufhalten – theoretisch.
Das Problem jedoch: Solche Weißen Löcher sind bisher ein rein mathematisches Konstrukt und die meisten Physiker bezweifeln, dass es sie gibt. Denn auch sie müssten den Gleichungen zufolge kollabieren, sobald auch nur ein winziger Materiepartikel ihren Ereignishorizont passiert. Zudem gibt es keine gültige Erklärung dafür, wie solche Weißen Löcher entstehen könnten.
Tödliche Einbahnstraße
Und selbst wenn es sie gäbe: Ein Wurmloch wäre dann eine absolute Einbahnstraße – ein Weg ohne Wiederkehr. Zudem würden die enormen Gezeitenkräfte in einem Schwarzen Loch ein Raumschiff wahrscheinlich zerreißen, noch bevor es den Ereignishorizont passiert hat. Selbst wenn man ein solches Wurmloch passieren könnte, wäre man danach in keinem sehr guten Zustand, wie Physiker vor einigen Jahren ermittelten.
„All diese Einwände machen es zunehmend unwahrscheinlich, dass Schwarze Löcher jemals von Menschen oder anderen intelligenten Wesen für interstellare Reisen genutzt werden können“, sagt Thorne.
Doch es gibt vielleicht eine Alternative…