Einsamkeit schlägt aufs Gemüt und kann krankmachen. Wie aber kommen Betroffene aus diesem misslichen Zustand heraus? Sie müssen aktiv werden: Experten empfehlen einsamen Menschen, gezielt den Kontakt zu anderen zu suchen – sei es durch das Ansprechen fremder Menschen im Supermarkt, die Teilnahme an einem VHS-Kurs oder ehrenamtliches Engagement.
Hilfe von Profis
Auch Einsamkeit trotz vieler Menschen um einen herum lässt sich nur durch Eigeninitiative lösen. Wer sich von Freunden und Familie missverstanden oder vom Partner alleine gelassen fühlt, sollte dies ansprechen und gemeinsam nach Lösungen suchen. Doch oftmals ist dies leichter gesagt als getan. Der Weg aus der Einsamkeit, ganz gleich welcher Natur, gestaltet sich für viele Betroffene schwierig.
Professionelle Unterstützung kann in diesem Fall hilfreich sein und Möglichkeiten zu einer Veränderung des eigenen Zustands aufzeigen – Therapeuten und Beratungsstellen sind dafür der richtige Ansprechpartner. Oftmals stellt sich im Zuge der psychologischen Betreuung auch heraus, dass Unsicherheit oder ein vermindertes Selbstwertgefühl hinter der Einsamkeit stecken.
Achtsam statt einsam
Bei der Bewältigung solcher Probleme können womöglich Achtsamkeitsübungen helfen, wie eine Studie nahelegt. Probanden, die ein zweiwöchiges Training zur Achtsamkeit absolviert hatten, fühlten sich demnach nicht nur weniger einsam. Sie hatten im Alltag tatsächlich auch mehr soziale Interaktionen als vorher.
„Sich selbst und seine eigenen Erfahrungen zu akzeptieren – selbst wenn es schwerfällt – kann Übertragungseffekte auf die sozialen Beziehungen haben“, erklärt David Creswell von der Carnegie Mellon University in Pittsburgh den Hintergrund. „Denn wer sich selbst mehr akzeptiert, öffnet sich auch gegenüber anderen mehr.“
Verordnete Einsamkeit
Manchmal ist Einsamkeit allerdings kein grundsätzliches, sondern ein kurzfristig auftretendes Phänomen – die Kontaktbeschränkungen zur Eindämmung des Coronavirus sind ein aktuelles Beispiel dafür. Familie und Freunde nicht mehr in die Arme schließen zu dürfen, nicht mehr „unter Leute“ zu kommen, das kann auch bei eigentlich psychisch stabilen und sozial gut vernetzten Menschen ein Gefühl der Einsamkeit hervorrufen.
Abhilfe schaffen können in einer solchen Situation virtuelle Kontaktmöglichkeiten: Über Chats und Videoanrufe mit den Lieben zu kommunizieren, schafft Nähe auf Distanz und gewährt zumindest ein wenig Teilhabe am Leben der anderen. Den realen Kontakt ersetzen können digitale Medien auf Dauer aber natürlich nicht.
Einsamkeit als Triebkraft
Was also tun, wenn die Einsamkeit akut auf die Stimmung schlägt? Experten empfehlen, einen positiven Nutzen in der Situation zu suchen. So kann das Alleinsein die Chance bieten, den Blick nach innen zu richten, neue Gedanken zu entwickeln und kreativ zu werden.
„Nichts kann ohne Einsamkeit entstehen“, stellte einst etwa der Künstler Pablo Picasso fest. Und auch der Universalgelehrte Wilhelm von Humboldt glaubte, der wahrhaft forschende Geist sei vor allem auf zweierlei angewiesen, auf Freiheit und Einsamkeit. Der Psychologe und Einsamkeitsforscher Manfred Beutel von der Universität Mainz sieht diesen Zustand ebenfalls als etwas durchaus Positives, wie er 2017 im Interview mit Spiegel Online verriet:
„Das Gefühl der Einsamkeit ist nicht per se etwas Schlechtes, es ist sogar lebenswichtig. Einsamkeit treibt uns an, bringt uns dazu, uns neu zu organisieren.“