Jules Vernes Haltung zu Wissenschaft und Technik war, im Gegensatz zu englischen Autoren wie Herbert George Wells, zumeist positiv, auch wenn sich in späteren Jahren kritische Töne in seine Romane mischten. Im Laufe seines Lebens machte er sich den Bildungsauftrag seines Verlegers so zu eigen, so dass er drei Jahre vor seinem Tod behauptete, er sei nicht besonders stolz darauf, über technische Entwicklungen wie das Auto, das U-Boot oder lenkbare Luftschiffe geschrieben zu haben, bevor sie realisiert wurden.
{1l}
„Ich habe lediglich eine Fiktion aus dem entwickelt, was in der Folge zur Tatsache werden musste, und so ist meine Absicht in diesem Verfahren auch nicht das Prophetisieren gewesen, sondern geographisches Wissen unter der Jugend zu verbreiten, indem ich es auf größtmögliche Weise anziehend gestaltete.“ Neben den Beschreibungen ferner Länder flicht Verne auch immer wieder Erklärungen zu grundlegenden naturwissenschaftlichen Phänomen ein – ganz im Sinne seines selbst empfundenen Bildungsauftrags.
Seine Erzählungen sollten Wegweiser in die moderne Welt sein. Verne selbst soll gesagt haben: „Ich stehe immer mit einem Fuß in der Wirklichkeit.“ Trotzdem aber beinhalten seine Romane oft unüberbrückbare Gegensätze zwischen Vernes technisch-realistischem Ehrgeiz und einer mystisch-symbolischen Ästhetik. Gerade sie aber dient nach Ansicht des Literaturwissenschaftlers Adam Roberts als Motor von Vernes größten Fiktionen. Vielleicht erklärt das den Reiz, den die „Außergewöhnlichen Reisen“ auch heute noch auf uns Leser ausüben.
Anne Hardy / Forschung Frankfurt
Stand: 11.04.2014