Wissenschaftler, die sich mit der Überwachung aktiver Vulkane beschäftigen, müssen sich deshalb der Herausforderung stellen, Lahars möglichst bald nach dem Entstehen zu entdecken. Nur dann ist es möglich, rechtzeitig eine Warnung an die Menschen in den betroffenen Gebieten herauszugeben.
Wie aber kann man Lahars vorhersagen? Bis vor kurzem stammten die meisten Laharwarnungen entweder aus direkten Beobachtungen von Wissenschaftlern beziehungsweise der Bevölkerung oder aus den Aufnahmen von Videokameras, die zum Beispiel entlang eines höhergelegenen Tals aufgestellt waren.
Diese Methoden besaßen nicht nur einen erheblichen Unsicherheitsfaktor, sie waren im Falle der Videoüberwachung auch sehr teuer und zeitintensiv. Wissenschaftler des United States Geological Survey (USGS) haben deshalb eine andere Methode entwickelt, Lahars direkt nach der Entstehung zu erkennen. Dieses sehr zuverlässige und kostengünstige Verfahren wird mittlerweile bereits an vielen Vulkanen in den USA und in zahlreichen anderen Ländern erfolgreich eingesetzt.
Wie arbeitet das System zur Laharentdeckung? Das neue automatische Warnsystem besteht aus einer größeren Anzahl an Mess-Stationen, die auf einem Vulkan installiert werden. In jeder Station befindet sich ein spezieller Seismometer, auch „acoustic-flow-monitor“ (AFM) genannt, der die Bodenvibrationen registriert, die ankommende und vorbeiziehende Lahars auslösen. Das AFM unterscheidet sich von einem normalen Seismometer dadurch, dass es in der Lage ist Erschütterungen des Untergrundes in höheren Frequenzbereichen zu messen.
Mithilfe eines Mikroprozessors werden die Signale analysiert und dann regelmäßig – ungefähr alle 30 Minuten – über Funk von jeder Mess-Stelle an eine Basisstation übermittelt. Immer dann, wenn die Vibrationen einen definierten Wert für mehr als 40 Sekunden überschreiten, wird eine Notfallmeldung abgesetzt.
Der Mikroprozessor sendet anschließend jede Minute neue Daten zur Basisstation bis die Amplitude wieder unter den Normwert absinkt. So bleibt den Wissenschaftlern genügend Zeit die Daten auszuwerten und gegebenenfalls eine Laharwarnung an die gefährdeten Orte und Regionen weiterzuleiten.
Selbst das ausgeklügelteste Frühwarnsystem versagt allerdings immer dann, wenn die Menschen vor Ort mit der Laharwarnung nichts anfangen können oder solche Meldungen nicht Ernst nehmen.
Am Nevado del Ruiz und in Armero hat man sich deshalb etwas Besonderes einfallen lassen. Jedes Jahr wird eine Ernstfallübung durchgeführt, bei der sich die Einwohner innerhalb von 20 Minuten nach Auslösen des Alarms in höhergelegene Regionen in Sicherheit bringen müssen. Endgültige Ruhe vor Lahars bringt den Menschen aber auch dieses „Training“ nicht. Die Hügel in der Umgebung sind einfach nicht hoch genug, um jeder Laharkatastrophe trotzen zu können…
Stand: 23.01.2001