Seit dem 18. Jahrhundert ließen sich Frauen immer seltener durch gesellschaftliche Restriktionen von Forschung und Wissenschaft abhalten. Unter ihnen finden sich neben Philosophinnen auch Mathematikerinnen, Physikerinnen, Medizinerinnen, Chemikerinnen und sogar eine Programmiererin, die ihrer Zeit voraus war. Häufig waren sie Schwestern, Töchter oder Ehefrauen wissenschaftlich tätiger Männer.
Dies soll ihre Verdienste jedoch nicht schmälern, es zeigt vielmehr, dass der für Frauen blockierte Bildungszugang ein Hauptgrund für deren seltenes Erscheinen in der Wissenschaftsgeschichte ist. Konnten sie Wissen und Bildung privat erlangen, waren sie – wie man heute weiß – zu ebensolchen Höchstleistungen fähig wie ihre männlichen Kollegen. Doch im 18. Jahrhundert war die weibliche Befähigung zum logischen Denken unter ihren männlichen Zeitgenossen noch sehr umstritten.
Beginnen wir mit der Französin Emilie du Chatelet. Die zwischen 1706 und 1749 lebende Physikerin und Mathematikerin nutzte eine uns bereits aus der Antike bekannte Täuschungsmethode, um sich ein Studium zu ermöglichen: Sie verkleidete sich als Mann. Voltaire schrieb später an den preußischen König Friedrich den Zweiten: „Sie ist ein großer Mann, mit dem einzigen Fehler, eine Frau zu sein.“
Caroline Herschel: Blick in die Sterne
Ob dies ein Fehler war, darüber schien sich die deutsche Astronomin Caroline Herschel im Jahr 1783 kaum Gedanken zu machen, als sie ihre ersten kosmischen Nebel und Kometen entdeckte. Sie stammte aus einer Musikerfamilie und konnte, auf ausdrücklichen Wunsch ihrer Eltern hin, gemeinsam mit ihren Brüdern ein paar Stunden wöchentlich die Schule besuchen und lernte so lesen und schreiben. Dank ihres Vaters erhielt sie zudem eine Ausbildung zur Konzertsängerin, was ihr die von ihr verhasste Tätigkeit als Weißnäherin ersparte. Als junge Frau folgte sie ihrem Bruder Wilhelm nach Bath in England, wo sie in seinem Orchester schnell aufstieg und leitende Positionen bekleidete. Dennoch diente sie ihrem Bruder in typisch weiblicher Rolle als Haushaltshilfe.
Beide verfolgten während dieser Zeit ihre gemeinsame, vom Vater geerbte Leidenschaft für die Astronomie und Wilhelm Herschel entdeckte bald – eher zufällig – den bis dato unbekannten Planeten Uranus. Diese Entdeckung brachte ihm internationalen Ruhm und ermöglichte einen Berufswechsel, dem auch Caroline trotz erfolgreichen Sängerinnendaseins folgte. Zunächst arbeitete sie als Assistentin ihres Bruders, bis sie bald eigene Projekte hatte und Forschung betrieb.
Unter anderem schrieb sie Abhandlungen für die Zeitschrift „Philosophical Transactions“ der Londoner Royal Society, entdeckte und berechnete mehrere Nebel und katalogisierte die heute als „Deep-Sky-Objects“ bekannten Sternhaufen sowie Nebelflecken. Außerdem erweiterte und ergänzte sie den sogenannten Flamsteed Atlas – ein Werk in welchem sämtliche Himmelskörper katalogisiert und systematisiert werden sollten. Bis zu ihrem Tode 1848 im Alter von 97 Jahren blieb sie ihren eigenen Leistungen gegenüber aber bescheiden und schob viele Verdienste ihrem von ihr hochverehrten Bruder zu. Dennoch erhielt sie als erste Frau die goldene Medaille der Royal Astronomical Society sowie die goldene Medaille der preußischen Akademie der Wissenschaften.
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Lavoisier und die Mutter der Chemie
Der Name Lavoisier ist in Verbindung mit dem Vornamen Antoine in der Chemie berühmt. Dahinter verbirgt sich jedoch auch eine weitere Frau, die ihre Forschungstätigkeit der nahen Verbindung mit einem Mann zu verdanken hatte: Madame de Lavoisier oder Marie-Anne Pierrette Paulze, die Ehefrau des Antoine de Lavoisier. Gemeinsam mit ihrem Mann revolutionierte sie das im 18. Jahrhundert noch sehr alchemisch geprägte Bild der Chemie.
Die Lavoisiers widerlegten die bis dahin vorherrschende „Phlogiston“-Theorie. Nach dieser gibt jede entzündbare Materie bei ihrer Verbrennung das sogenannte „Phlogiston“ ab, eine hypothetische Substanz, die allen brennbaren Körpern gemeinsam sein sollte und als Flamme beobachtet wurde. Hierfür zeichnete Paulze nicht nur detailliert die Versuchsaufbauten des Labors, übersetzte sämtliche Veröffentlichungen anderer Forscher aus dem Lateinischen und Englischen, sondern wirkte auch redaktionell an den Veröffentlichungen ihres Mannes, wie auch aktiv an der Auswertung der Experimente mit. Dabei arbeitete sie zwar meist als seine Laborassistentin, ihre Forschung war jedoch eine gemeinsame.
Kathrin Bernard
Stand: 07.12.2012