Nur wenige Moleküle kommen auf der Erde so weit herum wie das Wasser. Ein Wassertropfen, der bei uns während eines Regens fällt, kann Jahre später Bestandteil eines Gletschers in der Antarktis sein oder mit dem Golfstrom durch den Nordatlantik treiben. Wasser, das Lebenselixier, zirkuliert fortwährend in all seinen Aggregatzuständen durch die Atmosphäre, die Ozeane und über die Festlandmassen.
Dieses gigantische Zirkulationssystem des Wasserkreislaufs, angetrieben alleine durch die Sonnenenergie, sorgt für den kontinuierlichen Austausch von Feuchtigkeit zwischen Meeren, Land und Luft. Die Verdunstung über den Gewässern und Meeren der Erde liefert fast 90 Prozent allen Wassers in der Atmosphäre. Die restlichen zehn Prozent stammen von den Pflanzen. Sie nehmen das Wasser über die Wurzeln auf und geben es über ihre Spaltöffnungen wieder ab, ein Vorgang, den Botaniker als Transpiration bezeichnen. Ihr Einfluss kann, auch wenn die Verdunstung den größeren Anteil am Wasserkreislauf hat, beträchtlich sein: Allein ein Kornfeld von einem Morgen (2.500 Quadratmeter) Fläche kann rund 15.000 Liter Wasser pro Tag verdunsten.
Nachdem das Wasser in die untere Atmosphäre eingetreten ist, tragen Luftströmungen es in große Höhen. Hier kühlt die Luft ab, der Überschuss an Wasser kondensiert. Es formt Tröpfchen, die größer werden und dann als Niederschlag zurück auf die Erdoberfläche fallen. Die Atmosphäre enthält durchschnittlich „nur“ 12.900 Kubikkilometer Wasser, doch im Laufe eines Jahres zirkuliert die gigantische Menge von 495.000 Kubikkilometern Flüssigkeit hindurch. Würden diese Wassermassen auf einmal abregnen, würden sie die Erde 97 Zentimeter hoch bedecken.
Mit dem Niederschlag zurück auf den Boden gelangt, folgt das Wasser mehreren Routen. Ein Teil verdunstet wieder, ein anderer Teil sickert in den Boden, wo es mit der Zeit zu Grundwasser wird. Der Rest läuft ab in Flüsse und Ströme und gelangt letztlich wieder ins Meer oder in Seen. Der Kreislauf schließt sich.
Stand: 27.04.2003