Karakorum war ein kultureller Schmelztiegel: Sesshafte, Nomaden, die Völker von China bis zum Balkan, Vertreter der vielen Religionen, Lehrschulen, Künste, Handel und Gewerbe, sie alle subsummierten sich hier unter der Ägide des Khans.
Vielfalt von Sprachen und Schriften
Für die Verwaltung des mongolischen Vielvölkerreichs wurde der effiziente chinesische Verwaltungsapparat übernommen und pragmatisch den neuen Anforderungen angepasst. So wurde im Mongolischen Reich keine einheitliche Staats- und Kanzleischrift und auch keine einheitliche Sprache, beispielsweise das Mongolische, eingeführt. Alle Dokumente wurden stattdessen in alle Verwaltungssprachen des Reiches übersetzt, die weiter wie gewohnt gesprochen und geschrieben wurden.
Das Geld in Karakorum war aus Papier und kam ebenfalls aus China. Der flämische Mönch Wilhelm von Rubruk schreibt: „Das übliche Geld ist ein Blatt aus Baumwolle. Es ist lang und breit wie eine Hand und mit den Zeilen und dem Siegel Mangus (Möngke Khans) bedruckt“. Die Baumwolle, auf der das Geld gedruckt wurde, stammte aus Indien.
Weltoffener Austausch
Im Reich des Khan konnte Jedermann unbesehen seiner Volks- und Religionszugehörigkeit Karriere machen: Marco Polo wurde beispielsweise unter Kublai Khan Beamter. Der Khan erließ eine allgemein verbindliche Verfassung und bekämpfte Beamtenwillkür und Korruption unter Androhung drakonischer Strafen.
„Die Stadt war ein bedeutendes Handelszentrum, ein Knotenpunkt für den Wissen- und Technologietransfer zwischen West und Ost und für den weltoffenen Austausch auf kultureller Ebene“ charakterisiert Franken die Metropole. Von diesem regen internationalen Austausch zeugen zahllose archäologische Funde. Keramik, Baustile und -schmuck aus dem iranischen Raum und China hinterließen ihre Spuren. Religiöse Einflüsse aus Tibet, der chinesischen und iranischen Welt treffen auf schamanische Traditionen.
Deutsches Archäologisches Institut
Stand: 13.11.2015