Tuberkulose gehört neben Aids und Malaria zu den Infektionskrankheiten weltweit, gegen die ein wirksamer Impfstoff fehlt und die noch immer auf dem Vormarsch sind. Nach Angaben der WHO erkranken jährlich 8,8 Millionen Menschen an Tuberkulose, 1,7 Millionen Todesopfer fordert sie jedes Jahr. Anders ausgedrückt: Alle 15 Sekunden stirbt ein Mensch an Tuberkulose. Obwohl die internationale Staatengemeinschaft die Bekämpfung von Tuberkulose, Aids und Malaria als vordringliches Problem eingestuft hat, steigt die Anzahl der Tuberkulosefälle unverändert jedes Jahr um 0,4 Prozent.
Krankheit der sozial Benachteiligten
Die Ausbreitung der Tuberkulose wird durch Armut, Migration, medizinische Unterversorgung und bestehende Infektionen mit HIV begünstigt. Daher liegt der Hauptanteil der Erkrankungen in den ärmeren Ländern des Südens, insbesondere in Afrika und in Südostasien. Die Anzahl der Infizierten nimmt aber auch in Osteuropa zu: Dort ist die Infektionsrate in den vergangenen Jahren vor allem in den Ländern der ehemaligen Sowjetunion als Folge des politischen Umbruchs und der damit verbundenen sozialen Veränderungen stark angestiegen.
Doch auch in Deutschland ist die Krankheit keineswegs beseitigt: Im Jahr 2004 registrierte das Robert Koch-Institut insgesamt 6.583 Tuberkulose-Erkrankungen, das entspricht rund acht Fällen pro 100.000 Einwohnern. „Die Tuberkulose darf trotz des rückläufigen Trends in Deutschland nicht unterschätzt werden“, warnte deshalb Reinhard Kurth, Präsident des Robert Koch-Instituts, anlässlich des Welttuberkulosetags am 24. März 2006 in Berlin.
Stumpfe Waffen
Als besorgniserregend gilt unter anderem die Tatsache, dass die herkömmlichen „Waffen“ gegen die Krankheit langsam stumpf werden: Bakterienstämme, die unempfindlich gegen mindestens eines der zurzeit verfügbaren fünf Standardmedikamente sind, nehmen weltweit zu. Diese Resistenzen können sich unter anderem bei solchen Patienten entwickeln, die schon einmal wegen einer Tuberkulose behandelt wurden oder eine Therapie vorzeitig abgebrochen haben. Die Behandlung solcher Fälle ist sehr viel schwieriger, langwieriger und um ein Vielfaches teurer.
Besonders ungünstig sieht es allerdings für die Menschen aus, die an einer der multiresistenten Tuberkuloseformen (MDR-Tb) erkrankt sind. Die Erreger dieser Stämme sind gleichzeitig gegenüber Isoniazid und Rifampicin, den beiden „Hauptwaffen“ der Medizin gegen die Tuberkulose, resistent. Die WHO beziffert die Zahl der neuen Fälle solcher MDR-Tuberkulose auf 450.000 pro Jahr. Besonders dramatisch ist die Entwicklung in China aber auch in den Staaten des ehemaligen Ostblocks. . Dadurch stoßen auch in Deutschland Ärzte bei der Behandlung von im Ausland geborenen oder vorbehandelten Patienten immer häufiger auf solche Resistenzen.
Die Initiative Stop-Tb
Ende Januar 2006 hat die „Stop-Tb Partnership", eine übergreifende internationale Initiative zur Bekämpfung der Tuberkulose, einen „Global Plan 2006-2015“ verabschiedet. Er hat zum Ziel, in den kommenden zehn Jahren 50 Millionen Menschen von Tb zu heilen und 14 Millionen Menschenleben zu retten. Dazu sollen auch neue Medikamente und ein effizienter Impfschutz entwickelt werden. Das von der WHO gegründete weltweite Netzwerk hat errechnet, dass dafür 56 Milliarden US-Dollar nötig sind. Bis Juli 2006 war jedoch nicht einmal die Hälfte davon zugesagt.
Stand: 23.06.2006