Am 22. November 1994 kam ein großer Teil der am Gipfel des Vulkans Merapi aufgestauten, zähflüssigen Lavabrocken ins Rutschen. Zwei Millionen Kubikmeter Gestein stürzten ins Tal. Begleitet wurde der Schuttstrom durch Druckwellen und bis zu 700 Grad Celsius heiße Aschenwolken. Ein Dorf am Fuße des Vulkans wurde zerstört, 66 Menschen starben, viele hundert erlitten schwerste Verbrennungen.
Explosionsgefahr
In den Tagen zuvor hatten die Seismometerstationen des vulkanologischen Dienstes in Indonesien (VSI) eine leichte, aber nicht ungewöhnliche Unruhe des Vulkans aufgezeichnet. Der Ausbruch und der ungewöhnliche Weg der Block- und Aschenströme – nach Süden, nicht nach Südwesten wie in den Jahren zuvor – überraschte Wissenschaftler und Bevölkerung gleichermaßen.
Der 2961 m hohe Stratovulkan Merapi (wörtlich übersetzt: „Feuerberg“) in Zentraljava ist der rastloseste unter den 129 aktiven Vulkanen Indonesiens. In den vergangenen 450 Jahren brach er durchschnittlich alle 7 Jahre aus. Entsprechend seiner Lage im Kollisionsbereich der eurasischen und der indoaustralischen Platte gehört der Merapi zu den explosiven Vulkanen.
Plattenverschiebung
Diesen Typus findet man überall dort, wo die starren Lithosphärenplatten, die die äußere Haut des Erdkörpers bilden, übereinander geschoben werden. Die abtauchende Platte und der darüber liegende Mantelkeil werden bei der Subduktion in den heißen Mantel teilweise aufgeschmolzen. Die Schmelzen beginnen gravitativ aufzusteigen. Auf dem Weg nach oben verändert sich ihre chemische Zusammensetzung, bis sie als kieselsäurereiche und hochviskose Magmen im Verlauf von Vulkaneruptionen an die Erdoberfläche gelangen. Ist ein Ausfließen der zähen Lava und die ungehinderte Entgasung nicht möglich, so steigt der Druck im Innern des Vulkans, bis schließlich Teile des Vulkangebäudes in einer Explosion abgesprengt werden.