Es war Samstag, der 26. Februar 2000 – Wochenende. Auch für den Seismologen Pall Einarsson, der eigentlich nur kurz am meteorologischen Institut der Universität vorbeischauen wollte, um das Papier der Seismographen zu wechseln. Doch als er am späten Nachmittag an den Messgeräten hantierte, begannen sie plötzlich auszuschlagen: Ein kurzer Blick genügte und die Quelle der ungewöhnlichen Aktivität war ausgemacht: Der Vulkan Hekla.
Um 17.07 Uhr registrierten die Instrumente das erste einer ganzen Serie von Erdstößen, die das typische Muster einer bevorstehenden vulkanischen Eruption trugen. Sie gingen von einer Stelle einen Kilometer südöstlich und einige Kilometer unterhalb des Heklagipfels aus. Einarsson reagierte prompt und schlug Alarm. Schon wenige Minuten später war auch sein Kollege Ragnar Stefansson zur Stelle und benachrichtigte sowohl die Katastrophenschutzverantwortlichen als auch die Luftfahrtbehörde über einen bevorstehenden Ausbruch des Hekla.
17:31 Uhr zeigte auch das automatische Alarmsystem im Meteorologischen Institut höchste Alarmstufe an. Die Dehnungsmesser in der Heklaregion zeigten einen plötzlichen Spannungsabfall, der darauf hindeutete, dass das Magma sich bereits seinen Weg zur Oberfläche zu bahnen begann. Mit einer Eruption war innerhalb von 20 bis 30 Minuten zu rechnen. Das isländische Radio gab kurz darauf bereits die ersten Ausbruchswarnungen heraus – zum ersten Mal in der Geschichte Islands noch vor Beginn einer Eruption.
18.17 Uhr war es dann soweit: Das Magma hatte die Oberfläche erreicht und auf einer Länge von sieben Kilometern riss eine glühende Spalte auf. Im Laufe der nächsten beiden Stunden quollen Lavaströme aus dem Riss und strömten an der Ostseite des Vulkangrats die Hänge hinab. Die aschengraue Eruptionssäule ragte zehn Kilometer in die Höhe. Asche fiel noch in 300 Kilometern Entfernung, im Norden Islands vom Himmel.
Da ein Großteil der Asche und Lava auf unbewohntes Gebiet im Norden und Osten des Vulkans traf, hatte der Ausbruch keine größeren direkten Folgen – wohl aber indirekte: Durch die Radiomeldungen alarmiert, strömten tausende von Isländern in das Vulkangebiet, um dem Schauspiel zuzusehen. Gleichzeitig braute sich ein gewaltiger Schneesturm zusammen, der nur wenig später über das Gebiet hereinbrach. Daraufhin brach der Verkehr auf den beiden Bergstraßen komplett zusammen und allein 1.500 Menschen saßen in ihren eingeschneiten und liegengebliebenen Autos fest.
Was folgte, war der größte Rettungseinsatz seit dem Ausbruch des Heimay im Jahr 1973 – nur dass diesmal weniger gegen Lava als vielmehr gegen die Schneemassen gekämpft werden musste.
Stand: 13.04.2001