Nirgendwo sonst hat die Erosion so große wirtschaftliche Auswirkungen wie in der Landwirtschaft. Insbesondere große Ackerflächen sind vor der Aussaat, also ohne Bewuchs, äußerst anfällig für den Abtrag der Bodenkörner durch Niederschläge. Die von keiner Vegetation gebremsten Regentropfen wirken wie kleine Geschosse und schleudern die Bodenkörner bis zu eineinhalb Meter in die Höhe. Und durch das oberflächig abfließende Wasser können im Extremfall jährlich rund 80 Tonnen Erde je Hektar abgespült werden – dies entspricht immerhin einem halben Zentimeter Boden.
Den Landwirt stellen diese wenigen Millimeter jedoch vor große Probleme. Denn was innerhalb eines Jahres verloren geht, braucht je nach Klima und Ausgangsmaterial mehrere hundert Jahre zur Neubildung. Und nicht nur, dass der Bauer auf diese Weise sprichwörtlich den Boden unter den Füßen verliert – auch die Fruchtbarkeit der verbleibenden Ackerkrume nimmt rapide ab, da viele Nährstoffe selektiv ausgewaschen werden. So können die Ertragsverluste durch Erosion bis zu 30 Prozent der regulären Ernte betragen.
Eine jüngste Studie des amerikanischen Geologen Bruce Wilkinson von der Universität von Michigan bringt es zudem ans Licht: Die Stärke der Erosion hat innerhalb der letzten 1.000 Jahre durch menschliche Einflüsse extrem zugenommen. Wilkinsons Berechnungen zufolge liegt die natürliche Erosionsrate statistisch bei rund 18 Metern Bodenabtrag in einer Million Jahre, bei landwirtschaftlich genutzten Flächen hingegen ist diese durchschnittlich zehnmal so hoch. „Die Situation ist besonders kritisch, weil die Bevölkerung der Erde rasch wächst und weil nahezu alles kulturfähige Land auch für den Ackerbau genutzt wird“, so Wilkinson. Durch die Zunahme der Ackerfläche erhöht sich also gleichzeitig die Erosionsgefahr. So sind allein in Europa schätzungsweise rund zwölf Prozent der Fläche wassererosionsgefährdet.
Dabei hängt die Stärke der Erosion vor allem von der Art der Bewirtschaftung und den Anbaufrüchten ab. So sind generell großflächige und buschlose Äcker gegen den Windabtrag und am Hang liegende Flächen gegen Starkniederschläge anfällig. Aber auch der Anbau einiger Kulturpflanzen wie Mais oder Zuckerrübe begünstigt die Erosion, da der Boden wegen des relativ späten Aufwuches wochenlang künstlich offen gehalten wird und somit schutzlos Wind und Wetter ausgesetzt ist. Zudem gilt: Je höher der Humusgehalt des Bodens, desto schwerwiegendere Folgen hat die Erosion für die Landwirtschaft. Denn hier sind die Nährstoffverluste durch die Auswaschung am größten.
Seitdem sich auch die Wissenschaft ernsthaft mit der Vermeidung von Erosionsschäden auseinandersetzt, hat sich auch so manches in Aussehen und Struktur der Ackerflächen geändert. Vielerorts gehen inzwischen die moderne und umweltschonende Bewirtschaftung Hand in Hand, da bereits kleine Änderungen die Erosionsgefahr erheblich verringern helfen: Die Ackerflächen sollten kleinparzellig angelegt oder durch Hecken und Feldraine gegen zu starke Winde geschützt werden. Die Zeit der offen liegenden Ackerfläche kann durch eine zeitversetzte Fruchtfolge oder grüne Zwischensaaten möglichst kurz gehalten werden. Eine wirkungsvolle und doch einfache Methode ist auch das Konturpflügen. Dabei wird parallel zum Hang entlang der Höhenlinien gepflügt und dadurch ein schnelles Hangabwärtsfließen des Regenwassers verhindert.
Stand: 04.03.2005