„Wenn man China im 19. Jahrhundert einmal beiseite lässt, das zu dieser Zeit eine 15 mal größere Bevölkerung hatte als Afghanistan heute, hat kein Land der Welt jemals Drogen in solch tödlichem Umfang produziert,“ so das Fazit der Studie UNODC für das Jahr 2007.
Opiumanbau spaltet das Land
Dabei haben die UN-Mitarbeiter festgestellt, dass Afghanistan in Sachen Opium zweigeteilt ist. Während im Norden der Opiumanbau drastisch zurückgegangen ist, hat sich die Produktion im Süden, vor allem in den Provinzen an der Grenze zu Pakistan um ein Vielfaches erhöht. Mehr als 50 Prozent des Opiums kamen aus einer einzigen Provinz, Helmand.
Erstaunlich sei, so die UN-Studie, dass der Opium-Anbau nicht länger mit Armut in Verbindung stehe. Ganz im Gegenteil: Helmand, Kandahar und drei weitere Provinzen im Süden seien die reichsten und fruchtbarsten Provinzen, die frühere Kornkammer Afghanistans. Möglich sei dies, weil genau diese Provinzen von den Taliban kontrolliert würden, internationale Organisationen oder die afghanischen Autoritäten hätten keinen Zugang zu diesen Regionen und könnten demzufolge auch nicht überprüft werden.
Absurd ist die Tatsache, dass die Taliban im Jahr 2000 den Opiumanbau unter Strafe verboten hatten – weil das mit dem Islam nicht vereinbar sei. Doch schon in den Jahren seit der Machtübernahme hatten sich die Taliban aus Opium-Produktion und -Export finanziert, so wie sie es heute auch wieder tun

Rosen statt Mohn © Dt. Welthungerhilfe
Rosen statt Schlafmohn
Fast aussichtslos scheint unter diesen Bedingungen der Kampf gegen den Opiumanbau. Die Welthungerhilfe, die bereits seit 1980 in Afghanistan tätig ist, hat es dennoch probiert. In der Provinz Nangahar im Osten Afghanistans haben die deutschen Entwicklungshelfer den dortigen Bauern eine einkommensstarke Alternative geboten. Statt Schlafmohn bauen mehr als 300 Bauern in drei Distrikten Damaszener-Rosen an. Das Ziel: die Produktion von ökologisch erzeugtem Rosenöl, das unter anderem nach Deutschland verkauft wird.
„Der Rosenanbau ist eine lukrative Alternative zum Anbau von Opium“, so Renate Becker, die das Projekt koordiniert. „Rauschgift gilt als ‚unislamisch’, doch die Armut lässt vielen Bauern keine andere Wahl.“ Während das Projekt bescheiden anfing und in den ersten Jahren nur drei oder vier Liter des kostbaren Öls einbrachte, soll die Anbaufläche bis zum Ende dieses Jahres auf 65 Hektar ausgedehnt werden. Ein Hektar ergibt etwa einen Liter Rosenöl im Wert von rund 5.000 Euro.
Damit haben die Rosen-Bauern gegenüber den Opium-Produzenten eindeutig die Nase vorn. In einem guten Jahr wie 2007 bringt ein Hektar Opium etwa 5.200 US-Dollar ein, das sind nur etwa 3.500 Euro. Und die Nachfrage nach dem afghanischen Rosenöl übertrifft schon jetzt das Angebot.
Stand: 25.07.2008
25. Juli 2008