Die künstlichen Inseln des Wolfgang Hilbertz stehen weder auf Stelzen, noch werden sie aufgeschüttet – sie wachsen. Scheinbar ganz von selbst nehmen die unscheinbaren Steinhaufen an Höhe und Größe zu und streben vom Meeresboden der Wasseroberfläche entgegen.
Den Grundstein für seine ungewöhnliche Methode entdeckt Wolfgang Hilbertz ganz zufällig: Anfang der 1970er Jahre ist der Architekt und Umweltdesigner im Kurort Bad Salzuflen zu Besuch. Hier tropft ständig eine Solelösung über Reisiggerüste, der entstehende Solenebel soll Atemwegserkrankungen lindern.
Doch Hilbertz interessiert sich weniger für den heilenden Nebel, als vielmehr für das, was davon übrigbleibt: Auf dem Reisig setzt sich im Laufe der Zeit ein festes Substrat ab. Könnte man dieses Material vielleicht als Baustoff nutzen? Der Forscher beginnt zu experimentieren: Er senkt ein Drahtgewebe in Meerwasser und legt einen Gleichstrom an – und tatsächlich hat sich am nächsten morgen eine dünne Kruste aus Kalziumkarbonat gemischt mit Magnesiumhydroxid auf dem Draht abgelagert.
Nach weiterem Rumprobieren optimiert Hilbertz seine Methode und erhält ein Material, das ähnliche Eigenschaften wie Leichtbeton besitzt, aber darüber hinaus erheblich weniger umweltschädlich bei der Herstellung ist. Das gezüchtete Biogestein kann sogar gemahlen und zu Hohlblocksteinen verarbeitet werden. Und das bringt ihn auf eine Idee: Warum nicht dieses Wachstum an Ort und Stelle, mitten im Meer als Grundstock für eine künstliche Insel einsetzen?