Das Klima verdankt seine bislang relativ robuste und eher träge Reaktion auf Störungen den vielen Puffern im System. So wirken die Ozeane als CO2-Senke, indem sie rund ein Viertel der anthropogenen CO2-Emissionen aufnehmen und so aus der Atmosphäre fernhalten – zumindest noch. Und auch die Pflanzenwelt und insbesondere die Wälder nehmen mehr CO2 auf als sie abgeben und wirken so als Senken. Die Biosphäre schluckt ebenfalls rund 25 Prozent der anthropogenen Emissionen.
Doch auch diese wichtigen Puffer sind Kippelemente im Klimasystem: Wechseln sie ihren Zustand, können sie von CO2-Senken zu CO2-Schleudern werden. Schon jetzt belegen Studien, dass beispielsweise stark zerstückelte Regenwälder mehr CO2 freisetzen als aufnehmen. Und bei extremer Dürre und Hitze weisen die afrikanischen Tropenwälder ebenfalls eine erhöhte CO2-Emission auf – noch ist dies allerdings reversibel.
Amazonas: Nah am Kipppunkt
Anders könnte dies beim Amazonas-Regenwald sein, einem besonders schnell reagierenden Kippelement im Klimasystem. Die riesige Waldfläche ist die „grüne Lunge“ unseres Planeten, eine wichtige CO2-Senke und gleichzeitig ein Regenlieferant für die gesamte Region. Denn die dichte Vegetation verdunstet enorme Mengen Wasser, das dann als Niederschlag wieder abregnet. Auf diese Weise erzeugt der Amazonas-Regenwald die Hälfte des von ihm benötigten Regens selbst – er ist ein sich selbst erhaltendes System.
Doch nicht mehr lange: „Das Amazonas-System ist nah an einem Kipppunkt“, sagt Thomas Lovejoy von der George Mason University. Gemeinsam mit Kollegen hat er 2018 untersucht, wann Klimawandel, Rodungen und Brände das Gleichgewicht des Amazonas-Regenwalds so weit destabilisieren, dass dieses Kippelement umspringt.