Biotechnologie

Wer hat Schuld?

Der Streit um den Ursprung von SARS-CoV-2

Auch gut ein Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie gibt es zur Entstehung des Coronavirus Sars-CoV-2 mehr Fragen als Antworten. Eigentlich erhoffte man sich von der Anfang 2021 durchgeführten WHO-Untersuchung eine Klärung. Diesem Expertenbesuch in China ging ein langer Vorbereitungsprozess voraus.

Fledermäuse
Waren sie die Brutstätte für SARS-CoV-2? Fledermäuse der Spezies Große Hufeisennase (Rhinolophus ferrumequinum) sind häufige Träger von Coronaviren. © slowmotiongli/ Getty images

Im Mai 2020 beschlossen die Mitglieder der Weltgesundheitsversammlung (World Health Assembly, WHA), die Weltgesundheitsorganisation WHO mit der Suche nach dem Ausgangspunkt der Pandemie zu beauftragen. Im Januar 2021 begab sich dann nach langwierigen Vorbereitungen und Verhandlungen über die Modalitäten und Zugangsmöglichkeiten ein Team von internationalen Expertinnen und Experten verschiedener einschlägiger Fachrichtungen nach Wuhan in China, wo bislang der Ursprung des Covid-19-Ausbruchs vermutet wurde.

Aus der Natur oder aus dem Virenlabor?

Das WHO-Team untersuchte gemeinsam mit chinesischen Fachleuten, ob die Pandemie auf einen natürlichen Ausbruch durch direkte Übertragung von Fledermäusen oder über einen bisher unbekannten tierischen Zwischenwirt wie die Schuppentiere oder aber auf menschengemachte Ursache wie eine Kontamination gefrorener Lebensmittel oder auf einen Laborunfall zurückzuführen sein könnte.

Politisch brisant ist vor allem letztere Hypothese, also die Frage, ob die Pandemie dadurch in Gang kam, dass der SARS-CoV-2-Erreger versehentlich aus einem chinesischen Forschungslabor freigesetzt wurde. China weist diesen Vorwurf vehement zurück und hat im Gegenzug die Vermutung in den Raum gestellt, das Virus könnte außerhalb Chinas entstanden sein. Während einige Wissenschaftler sich schon früh auf einen natürlichen Ausbruch als Ursache festgelegt hatten, hatten andere zumindest die Möglichkeit eines Unfalls diskutiert und entsprechende Ermittlungen gefordert.

Politisch aufgeladene Debatte

Der offizielle Untersuchungsbericht des WHO-Teams wurde Ende März 2021 veröffentlicht, brachte aber auch keine abschließenden Ergebnisse. Zwar wird ein Laborunfall im Bericht als sehr unwahrscheinlich bezeichnet, bei der Pressekonferenz zur Veröffentlichung des Berichts hieß es jedoch auch, hierzu seien weitere Untersuchungen nötig. So bleibt nach wie vor unklar, wo die Pandemie ihren Ausgang nahm.

Die politische Debatte um einen möglichen Laborunfall mit SARS-CoV-2 spiegelt jedoch auch die weltpolitische Lage und die Rivalität zwischen der aufstrebenden Macht China und den USA als um ihre Vormachtstellung ringende Großmacht. So hatte der ehemalige US-Präsident Trump bereits in der Frühphase der Pandemie wiederholt China für deren Ausbruch verantwortlich gemacht.

Die aktuelle US-amerikanische Regierung kritisierte nun gemeinsam mit 13 weiteren Staaten, dass das WHO-Team seine Untersuchungen nicht wirklich uneingeschränkt und unter Berücksichtigung aller verfügbaren Informationen durchführen konnte, da, so der implizite Vorwurf, China nicht ausreichend kooperiert habe.

  1. zurück
  2. 1
  3. |
  4. 2
  5. |
  6. 3
  7. |
  8. 4
  9. |
  10. 5
  11. |
  12. weiter
Keine Meldungen mehr verpassen – mit unserem wöchentlichen Newsletter.
Teilen:

In den Schlagzeilen

Inhalt des Dossiers

Gefahr aus dem Labor?
Warum der Umgang mit riskanter biologischer Forschung so schwierig ist

Wer hat Schuld?
Der Streit um den Ursprung von SARS-CoV-2

Das Problem der Biosicherheit
Was macht die Forschung an Erregern so gefährlich?

Risiko Virendiebstahl
Wenn entwendete Erreger zu Biowaffen werden

Über den Tellerrand hinaus
Wie kann die Biosicherheit verbessert werden?

Diaschauen zum Thema

News zum Thema

keine News verknüpft

Dossiers zum Thema

Das Supervirus - Influenza, Artschranken und die Angst vor einer Biowaffe aus dem Forschungslabor