Individualität ist das, was Menschen ignorieren, wenn vorgefertigte Meinungen zum Einsatz kommen: Mann mit schmutziger Kleidung ist gleich obdachlos ist gleich gefährlich? Oder würde das Geschlecht vielleicht gar keine Rolle spielen, wenn die Situation eine andere wäre? Um herauszufinden, was die Wahrnehmung beeinflusst, nutzt Klauer so genannte unaufdringliche
Verfahren. Seine Probandinnen und Probanden erfahren zunächst nicht, dass sie sich zu einer Studie über Vorurteile angemeldet haben.

Statements als Test
Am Bildschirm sehen sie eine Diskussion, zum Beispiel zwischen Männern und Frauen. Jede Sprecherin und jeder Sprecher tritt mit einem Statement auf: „Die Öffnungszeiten der Universitätsbibliothek kommen mir sehr entgegen.“ „Der Verwaltungsaufwand im Studium ist enorm.“ „Ich bin mit dem Vorlesungsangebot unzufrieden.“ Sollen hier etwa Vorurteile über den universitären Betrieb erforscht werden?
Tatsächlich hat das Gesprächsthema nichts mit dem Experiment zu tun. Klauer nutzt das „Wer-sagt-was“-Paradigma, um zu überprüfen, worauf die Probanden ihre Aufmerksamkeit lenken. Nach der Diskussion präsentiert das Team den Teilnehmerinnen und Teilnehmern einige der Statements, die sie den jeweiligen Personen zuordnen sollen. Nicht jeder kann mit einem lückenlosen Gedächtnis glänzen – darauf spekuliert Klauer.