Auch den heutzutage unter Schutz gestellten Hoch- und Niedermooren drohen Gefahren. Immer wieder kommt es in den Schutzgebieten zu Bränden, die große Hochmoorflächen zerstören und langfristig verändern.
Frühjahr und Herbst gefährlich
Brände haben die Moore immer wieder heimgesucht. Die oberflächlich lagernde, trockene Vegetationsdecke ist vor allem zu Beginn des Frühjahrs anfällig für Entzündungen, wenn die Sonneneinstrahlung bereits kräftig ist und die junge Vegetation noch nicht mit ihren saftigen Trieben die Hochmoorbulten bedeckt. Auch im Herbst kann es in der trocken gewordenen Vegetation zu Bränden kommen. Bei Mooren mit einem nicht oder wenig degenerierten Wasserhaushalt bleiben diese Brände dann aber oberflächlich.
Anders bei stärker entwässerten Mooren. Wenn das Feuer auf die trocken gefallenen Torfschichten übergreift und es zu einem Tiefenbrand kommt, ist nahezu jeder Löschversuch zwecklos. Tiefenbrände können über Tage und Wochen mit unverminderter Intensität andauern. Das ist nicht weiter erstaunlich – Torf ist ein Brennstoff, dessen Heizwert an den der Holzkohle heranreicht. Dementsprechend kann ein degeneriertes Moor auch bis zum mineralischen Untergrund abbrennen, und binnen kurzem werden Jahrtausende Torfmoos-Aufbauarbeit zerstört und treibhausrelevante Gase in die Atmosphäre freigesetzt.
Asche als natürlicher Dünger
Torfbrände haben darüber hinaus eine weiterreichendere Bedeutung für das verbliebene Restbiotop. Als freigesetztes Nährstoffreservoir düngt die Asche die Umgebung, deren Lebensräume für die an Nährstoffarmut angepassten Hochmoorspezialisten nun nicht mehr geeignet ist. Die Folge – genau diese Arten sterben aus, weniger spezialisierte Allerweltsarten nehmen ihren Platz ein.
Eine eher schleichende, aber gänzlich unausweichliche Gefahr besonders für die nährstoffarmen Regenmoore ist der Nährstoffeintrag durch die Luft. Vor allem Stickstoff wird über den atmosphärischen Transport mit dem Regenwasser eingewaschen. Bis zu 70 Kilogramm Stickstoff pro Hektar und Jahr muss ein Hochmoor in Nordwestdeutschland verkraften. War dieses Element früher der limitierende Faktor im Moor, so sind es heutzutage Phosphor und Kalium, was zu einer mehr oder minder weitreichenden Artenverschiebung führt. Ein Beispiel ist der Beinbrech, eine Charakterart der Niedermoore, der in jüngerer Zeit zunehmend in den Hochmooren Nordwestdeutschlands angetroffen wird. Aber auch typische Pionierpflanzen der Schlagfluren wie das Weidenröschen, sogar die Ohrenweide haben zunehmend bessere Entwicklungschancen im Hochmoor.
Vom Aussterben bedroht
Die Verluste an Arten sind drastisch. In den meisten Gebieten des Lande sind die Moore gefährdet, und mit ihnen die 200 Pflanzenarten, die zu den Spezialisten der Moorvegetation gezählt werden. Mehr als 50 Prozent der Pflanzen der nährstoffarmen Regenmoore und mehr als 40 Prozent der Feuchtwiesenarten sind in Deutschland vom Aussterben bedroht.
Ob Schutzmaßnahmen überhaupt noch greifen ist ungewiss. So wurden gemäß der Ramsar-Konvention in der Diepholzer Moorniederung zunehmend Schutzgebiete ausgewiesen, um die Populationen der Uferschnepfe und des Rotschenkels zu unterstützen. Auch nach zehn Jahren noch stagnieren die Brutvorkommen oder sanken sogar. Warum? Die an die Niedermoorflächen angrenzenden Feuchtwiesen, die den Vögeln als Nahrungsgrundlage dienten, wurden nach der Schutzgebietsausweitung umso intensiver bewirtschaftet.
In Anbetracht der weitreichenen Beeinträchtigungen und Gefährdungen muss eine zumindest kritische (skeptische) Prognose für das weitere Bestehen der ehemals artenreichen und vielfältigen Moore gestellt werden. Aber es gibt auch eine Anzahl von Bemühungen, diese Lebensräume wieder herzustellen. Renaturierung ist das Zauberwort…
Stand: 13.10.2006