Mit rund 14 Millionen Quadratkilometern ist die Antarktis gut 39-mal größer als Deutschland. Dennoch ist der eisige Kontinent – bis auf die Polarforschungsstationen unbesiedelt – zu kalt und unwirtlich. Mit einer Jahresmitteltemperatur von minus 49 Grad ist er die kälteste Region der Erde, auf dem antarktischen Hochplateau wurden sogar schon Werte von minus 98 Grad gemessen – das ist der irdische Kälterekord.
Und nicht nur das: Die Antarktis ist auch die windigste Region der Erde. Besonders heftig sind die katabatischen Fallwinde, die vom Polarplateau zu den Küsten hin wehen und deren lokale Böen bis zu 350 Kilometer pro Stunde erreichen können. Hinzu kommen Stürme, die von See her die antarktischen Küsten überziehen – in einigen Küstenabschnitte gibt es mehr als 300 Sturmtage im Jahr.
Wetterdienst für die Polarforschung
Entsprechend riskant und schwierig ist es, die antarktischen Forschungsstationen auf dem Wasser- und Luftweg zu erreichen. Selbst im antarktischen Sommer von Ende Oktober bis Anfang März, ist das Wetter der begrenzende Faktor für alle menschlichen Aktivitäten. Um die Stationen zu versorgen und sich innerhalb der Antarktis fortzubewegen sowie dort zu forschen und zu leben, sind alle Akteure auf genaue meteorologische Daten und Prognosen angewiesen.
Für das Königin-Maud-Land hat diese Aufgabe der Deutsche Wetterdienst (DWD) übernommen. Er erstellt die Wettervorhersage und -beratung für dieses rund 2,7 Millionen Quadratkilometer große ostantarktische Gebiet und für die gesamte Polarforschungs-Logistik. Dafür besteht seit der Saison 2002/2003 ein Vertrag zwischen dem Deutschen Wetterdienst und dem Alfred-Wegener-Institut Helmholtz-Zentrum für Polar- und Meeresforschung (AWI) in Bremerhaven.
Ein 2,7 Millionen Quadratkilometer großes Tortenstück
Das nach der ersten norwegischen Königin benannte Dronning-Maud-Land (KML) erstreckt sich in groben Zügen vom 20. westlichen bis zum 45. östlichen Längengrad. Im Westen grenzt die tortenstückförmige Region an das Wedellmeer, im Osten an die Kosmonautensee. In Nord-Süd Richtung reicht es 2.000 Kilometer weit von den Schelfeisgebieten bis auf das zentrale Hochplateau des eisigen Kontinents bei etwa 85. Grad südlicher Breite. Es ist im Küstenbereich von drei großen Eisströmen geprägt, weiter im Inland ragen mehrere Bergketten bis auf mehr als 3.000 Meter Höhe auf.
Das Königin-Maud-Land Land wird seit 1939 offiziell von Norwegen als Antarktis-Territorium beansprucht, allerdings war dies von Beginn an umstritten. Den Anspruch leitete Norwegen daraus ab, dass norwegische Flugpioniere die Küste des Gebiets als erste erkundeten und weil der norwegische Reeder und Walfangunternehmer bis 1937 neun Expeditionen in diese Region finanzierte und durchführen ließ. Doch 1938 unternahm auch das Deutsche Reich eine Expedition in die westliche Küstenregion des Königin-Maud-Lands und beanspruchte nun seinerseits dieses Gebiet als „Neuschwabenland“ für sich. Dieser Anspruch endete jedoch nach dem Zweiten Weltkrieg.
Heute betreiben insgesamt elf Nationen im Königin-Maud-Land in Übereinstimmung mit dem Antarktisschutzvertrag teils ganzjährig besetzte Forschungsstationen, darunter auch Deutschland mit der Neumayer-III-Station auf dem Ekström-Schelfeis und der nur im Sommer betriebenen Kohnen-Station im Randbereich des antarktischen Plateaus. Sie dient als Stützpunkt für die Gewinnung tiefer Eisbohrkerne unter anderem im Projekt EPICA.