Kork ist nicht nur ein Rohstoff, der sich vielseitig einsetzen lässt: Weil er nachwächst und biobasiert ist, kommt ihm im Zuge des Klimaschutzes und des zunehmenden Umweltbewusstseins eine immer wichtigere Rolle zu.
Beitrag für Klima und Umwelt
Kork zu nutzen, hat umwelttechnisch gesehen, enorme Vorteile: Dass Kork über Jahrzehnte immer wieder nachwächst, macht ihn zu einem natürlichen und nachhaltigen Rohstoff, für den keine Pflanzen zerstört werden müssen. Hinzu kommt, dass Kork auch zu 100 Prozent recycelbar ist. Beispielsweise werden Naturkorken seit den 1990er Jahren vermehrt als wiederverwendbarer Naturstoff zum Recycling gesammelt, gereinigt und zu Granulat zermahlen.
Zudem gilt Kork als klimaneutrales Material, da weniger Treibhausgase bei der Ernte und Verarbeitung des Korks freigesetzt werden, als die immergrünen Korkeichen in Form von Kohlendioxid aufnehmen und binden – selbst nach der Ernte. Allein die portugiesischen Korkeichenwälder sind so für die Bindung von jährlich rund 4,8 Millionen Tonnen Kohlendioxid verantwortlich.
Die Korkeichen tragen zudem zur Regulierung des Wasserhaushalts und zum Schutz der Böden bei. So verhindern sie, dass der Wind in den trockenen Regionen den Boden abträgt und unterbinden damit die Versteppung der westeuropäischen Landschaften.
Für Tier und Mensch
Aber nicht nur fürs Klima und die Umwelt sind die Korkeichenwälder von Bedeutung: Sie bieten auch der Tierwelt ein Zuhause und gelten als artenreichste Biotope Europas. „Mehr als hundert verschiedene Arten leben auf jedem Hektar Korkeichenwald“, so Forstwissenschaftlerin Conceicao Santos Silva aus dem portugiesischen Coruche.
Zu diesen Spezies gehören seltene Greifvögel sowie einige in Spanien und Portugal gefährdete Arten wie der vom Aussterben bedrohte Iberische Pardelluchs (Lynx pardinus) und der gefährdete Spanische Kaiseradler (Aquila adalberti), der die Waldgebiete zum Nisten und Jagen nutzt. In Tunesien lebt in den Korkeichenwäldern zudem der bedrohte Berberhirsch (Cervus elaphus barbarus). Hinzu kommt, dass ein Großteil der europäischen Kranichpopulation in den Wäldern überwintert und sich von den Früchten der Korkbäume ernährt. Die Eicheln sind zudem ein wichtiges Winterfutter für die dunklen Iberischen Schweine. Eine einzelne Korkeiche kann 15 bis 30 Kilogramm Eicheln pro Jahr liefern.
Und auch für viele Menschen stellen die Korkeichenwälder des Mittelmeerraums, die sogenannten „Montado“, eine Lebensgrundlage dar: Aufgrund der besonderen Spezialisierung und der erforderlichen Sorgfalt gehört das Ernten von Kork zu den am besten bezahlten landwirtschaftlichen Arbeiten der Welt. Die Naturschutzorganisation „World Wide Fund For Nature“ (WWF) schätzt, dass mehr als 100.000 Menschen direkt oder indirekt von dieser Wirtschaft abhängen. Allein in Portugal sind rund 28.000 Menschen im Korksektor beschäftigt.
Brandgefahr und Kulturverlust
Alle diese Gründe zeigen, wie wichtig der Anbau von Korkeichenwäldern und die Ernte von Kork für die Umwelt und Menschen ist. Jedoch nimmt der Anteil an Plastik- und Drehverschlüssen sowie die Auswahl an synthetischen Baustoffen als Alternativen zum Kork immer weiter zu, da sie unter anderem leichter und schneller herzustellen sind und auch beispielsweise bei schlechter Ernte der Korkeichen zur Verfügung stehen. Die Folge könnte sein, dass der ökonomische Wert der Korkeichenwälder verloren geht und sie schließlich verschwinden oder durch Plantagen aus Eukalyptus und zum Beispiel Pinien ersetzt werden, die – anders als die feuerresistenten Korkeichen – häufige Auslöser von Buschfeuern sind.
Damit das Natur- und Kulturerbe nicht verloren geht, fördern Verbände wie der Deutsche Kork-Verband oder der portugiesische Korkverband, Associação Portuguesa de Cortiça, Forschungsprojekten zu dem nachwachsenden Naturprodukt Kork und die daraus entstehenden Endprodukte, um unter anderem den Erhalt des Korks zu sichern.