Ob Kinder eine Myopie entwickeln, hängt neben sogenannter Naharbeit wie Lesen auch davon ab, wie viel Zeit sie im Freien verbringen. Wie unter anderem Versuche an Küken gezeigt haben, deren Sicht durch eine Art Sonnenbrille dauerhaft in Schummerlicht getaucht war, führt ein Mangel an hellem Sonnenlicht dazu, dass der Augapfel zu stark wächst und dadurch die olivenartige Form annimmt, die so typisch für Kurzsichtige ist.

Von Stubenhockern und Freigängern
Doch schon 40 Minuten täglich draußen Spielen oder Toben können das Risiko verringern, dass ein Kind eine Myopie entwickelt, wie eine Studie an chinesischen Grundschülern ergeben hat. In der „stubenhockenden“ Kontrollgruppe waren nach drei Jahren 40 Prozent kurzsichtig. Unter denjenigen, die jeden Tag 40 Minuten draußen gespielt hatten, waren es zehn Prozent weniger. Die „Freigänger“ hatten nach Ablauf der Studie im Schnitt -1,42 Dioptrien, die „Stubenhocker“ -1,59.
Die meisten Forschenden empfehlen allerdings, in der Kindheit noch deutlich mehr Zeit draußen zu verbringen, um das Sehvermögen zu schützen: mindestens 13 Stunden pro Woche. Das entspricht anderthalb bis zwei Stunden täglich. In einigen Ländern wie Australien ist das ohnehin üblich. In Norwegen verbringen Kindergartenkinder im Sommer sogar mindestens vier Stunden pro Tag im Freien und selbst in den dunklen Wintermonaten immer noch zwei. Sie weisen daher eine deutlich geringere Kurzsichtigkeit auf als Kinder aus „Stubenhocker-Kulturen“. Berüchtigt ist an dieser Stelle zum Beispiel Singapur. Hier halten sich Kinder pro Woche im Schnitt nur drei Stunden im Freien auf.
Wie hilft Sonnenlicht gegen Myopie?
Warum Sonnenlicht Kurzsichtigkeit ausbremst, ist bisher erst in Teilen verstanden. Essenziel dafür ist jedoch wahrscheinlich der enorme Helligkeitsunterschied zwischen drinnen und draußen. Während in Innenräumen maximal 500 Lux herrschen, sind es im Freien direkt 10.000 bis 100.000. Das führt unter anderem dazu, dass die Netzhaut mehr Dopamin produziert, welches bei Kindern das Längenwachstum des Augapfels hemmt und somit vor Kurzsichtigkeit schützt.