Wenn man es darauf anlegt, sich eine ganze Ameisenkolonie zum Feind zu machen, sollte man versuchen, einer Akazie Schaden zuzufügen. Das klappt bestimmt, wenn es sich um eine der Akazienarten handelt, die in Zentral- und Südamerika eine faszinierende Symbiose mit Ameisen der Gattung Pseudomyrmex eingegangen sind.
Die Ameisen leben auf den Akazien, die ihnen Kost und Logis gewähren. Die Dornen der Bäume, die innen hohl sind, bieten den Ameisen idealen Schutz. Aus Nektarien an der Blattbasis sondert die Akazie einen zuckerhaltigen Nektar ab, von dem sich die Ameisen ernähren.
Zusätzlich wachsen aus den Blattspitzen die sogenannten Beltschen Körperchen, protein- und vitaminreiche Anschwellungen, die von den Ameisen leicht abgeerntet werden können. Dieser abwechslungsreiche Speiseplan gewährleistet, dass die Tiere sich nicht an den Blüten vergreifen.
Ameisen vertreiben Eindringlinge
Was aber bietet das Ameisenvolk als Gegenleistung? Akazien sind zwar durch die großen Dornen bis zu einem gewissen Grad vor großen Pflanzenfressern geschützt, nicht aber vor blattfressenden Insekten. Diesen Schutz gewährleisten die Ameisen, die sämtliche Eindringlinge vertreiben. Mit ihrem giftigen Sekret bekämpfen sie eindringende Insekten. Zusätzlich beseitigen die Ameisen Spinnweben, Staub und Pilzsporen, die dem Baum schaden könnten.
Aber nicht nur das: Es wurde beobachtet, dass im Umkreis von 40 Zentimetern um die Akazie sämtliche dort wachsende Pflanzen so lange attackiert wurden, bis sie starben. Teilweise werden sogar angrenzende Bäume völlig entlaubt. Somit kommen alle Nährstoffe des umgebenden Bodens allein der Akazie zu. Triebe von benachbarten Bäumen, die zufällig in die Akazienkrone hineinwachsen, werden von den Ameisen abgeschnitten.
Die Tiere scheinen vor nichts halt zu machen, wenn es um die Verteidigung „ihrer“ Akazie geht. Selbst Säugetiere, die sich dem Baum nähern, werden angegriffen und gebissen. In die Wunde wird Ameisensäure gespritzt, was beim Angreifer zu schmerzhaften Stichen führt. Auch Menschen, die Akazienameisen zu nahe kommen, werden die Stiche in Armen und Händen zu spüren bekommen.
Stand: 22.04.2000