Phänomene

Wie gut ist das Doping-Kontrollsystem?

Bericht: Russland behindert die Arbeit der Kontrolleure

Immer wenn sportliche Großereignisse wie Olympische Spiele oder Welt- und Europameisterschaften anstehen, ist ein Thema mit im Spiel: Doping. Das gilt auch für Vancouver 2010. Dieses Mal waren es der Fall Claudia Pechstein, immer neue Dopinggerüchte um Biathleten oder spektakuläre EPO-Doping-Beichten wie vom finnischen Olympiasieger im Skilanglauf von 1998, Mika Myllylä, die schon vorab für einen großen Medienrummel sorgten – und grundsätzliche Zweifel an der Redlichkeit der Athleten und ihrer Betreuer weckten.

Der weltweite CO2-Ausstoß stagniert zwar, doch für einen effektiven KLimaschutz reicht dies nicht aus. © tibu/iStock.com

Vertieft wurde diese Skepsis dann noch durch einen vertraulichen Bericht der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA), der dem Fernsehsender ZDF nach eigenen Angaben vorliegt. Darin kommen die obersten Dopingwächter zu dem Schluss, dass russische Behörden den Kampf gegen Doping im eigenen Land offenbar aktiv behindert oder gar verhindert haben. Laut dem Report gab es zumindest bis vor wenigen Monaten bei einer der erfolgreichsten Sportnationen der Welt erhebliche Probleme und Defizite im Dopingkontrollsystem.

Elf positive Fälle allein bei Wintersportlern

Schon die russische Dopingbilanz im letzten Jahr wirft einen mächtigen Schatten auf Russlands Topathleten: Allein in den olympischen Winterdisziplinen waren elf positive Dopingfälle zu verzeichnen. Darunter Spitzensportler und Olympiasieger wie die Skilangläufer Jewgeni Dementjew und Julia Tschepalova oder die Biathleten Albina Achatowa, Jekaterina Jurjewa und Dmitri Jaroschenko. Besonders auffällig: Sie alle wurden positiv bei Wettkampfkontrollen oder im Ausland getestet, nie jedoch bei überraschenden Trainingskontrollen daheim, die eigentlich das Kernelement des Anti-Doping-Kampfes darstellen. Der Grund: Staatliche Stellen sollen die Arbeit internationaler Dopingkontrolleure auf russischem Gebiet massiv gestört haben.

In dem WADA-Papier heißt es, dass Behörden „es ausländischen Dopingkontrolleuren (DCO’s) erschwerten, innerhalb des russischen Territoriums zu arbeiten“. Nach ZDF-Informationen beschlagnahmte die russische Polizei beispielsweise mehrfach Dopingproben. Mindestens in einem Fall wurde ein Fahnder sogar über mehrere Stunden in Arrest genommen. Laut dem Bericht habe man Ermittler zudem dabei behindert, „Proben über die Grenzen ins Ausland zu bringen, Proben innerhalb der russischen Grenzen zu transportieren sowie ihre Dopingkontrollutensilien und Gerätschaften nach Russland ein- und auszuführen.“

Dopingsünderin Albina Achatowa © Lars Falkdalen Lindahl / GFDL

„Nachlässigkeiten“ oder Schummeln mit System?

Der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) Jacques Rogge spricht in einem ZDF-Interview allerdings nur von „Nachlässigkeiten“ der russischen Behörden gegenüber illegalen Doping-Aktivitäten. Von einem staatlichen Doping-System in Russland könne nicht die Rede sein. „Nachlässigkeiten ja, aber das ist ein großer Unterschied zu der Behauptung, dass es ein staatlich organisiertes System gab“, so der IOC-Präsident. Rogge selbst hat in den vergangenen Monaten die Defizite in Russlands Anti-Doping-Kampf bei Treffen mit führenden Regierungsvertretern angesprochen. Im vergangenen Oktober wurde dann die norwegische Anti-Doping-Agentur dem Verband in Russland beratend zur Seite gestellt.

Nur die Spitze eines Eisbergs?

Die jüngsten Enthüllungen lassen jedoch vermuten, dass die elf positiven russischen Dopingfälle in den Disziplinen Biathlon, Langlauf und Nordische Kombination nur die Spitze eines Eisbergs sind. Insofern stellen die staatlichen Einflussnahmen ein erhebliches Problem im Kampf gegen Doping dar. WADA-Generalsekretär David Howman wollte dem ZDF gegenüber die Kritik aus dem internen Papiere seines Verbandes nicht kommentieren.

Rogge: Doping-Level auf den tiefstmöglichen Stand

Trotz der Vorfälle in Russland sieht IOC-Präsident Rogge insgesamt sogar deutliche Erfolge in der Bekämpfung von Doping im Spitzensport. In der Phoenix-Sendung „Kamingespräch“ Ende Januar 2010 sagte er: „Wir haben einen riesigen Fortschritt beim Kampf gegen Doping gemacht, aber es wäre eine Utopie zu glauben, es würde für immer komplett aus dem Sport verschwinden.“ Heute sei es aber sehr viel schwieriger, unbemerkt Dopingmittel zu nehmen, als noch vor fünf, sechs Jahren. „Wir haben das Doping-Level auf das tiefstmögliche Minimum gebracht“, so Rogge. Für die Olympischen Spiele in Vancouver kündigte der IOC-Präsident 2.000 Dopingtests, darunter 450 Bluttests, an.

Wieder Polizei im Einsatz?

Zudem würden die Proben, ebenso wie bei den Spielen in Peking, acht Jahre lang aufbewahrt. „Wenn nötig werden wir auch mit neuen Methoden testen.“, so Rogge. Auch werde das IOC nicht zögern, die örtlichen Behörden einzuschalten, wenn etwa der Verdacht auf Dopingmissbrauch bestehe. Auf die Frage, ob in diesem Fall wieder die Polizei eingesetzt würde wie bei den Olympischen Spielen in Turin, sagte Rogge: „Wenn der Verdacht besteht, werden wir das auf jeden Fall wieder tun.“

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Stand: 12.02.2010

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Inhalt des Dossiers

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