Bakterien sind nicht nur Auslöser von Krankheiten oder Bestandteile von probiotischen Joghurts – sie sind auch unsere Symbionten. Der menschliche Darm beherbergt etwa zehn bis 100 Milliarden Bakterien. Und dabei besteht unser Körper „nur“ aus einer Milliarde Zellen – rein zahlenmäßig sind wir also den Bakterien unseres Darms unterlegen.
Was für Adam und Eva das Paradies war, ist wohl für die etwa 400 Bakterienarten, die in uns siedeln, unser Darm. Dort finden sie ideale Bedingungen vor. Ein nahezu unerschöpflicher Reichtum an Nahrung und ein sauerstofffreies Milieu, wie sie es für ihren anaeroben Stoffwechsel benötigen. Den Bakterien geht es also gut, aber was ist mit uns?
Mensch profitiert von Symbiose
Einige Stoffwechselprodukte und Verdauungsmechanismen der Mikroorganismen sind dem Menschen von Nutzen. So geschieht unsere Versorgung mit Vitamin K mit Hilfe der Darmbakterien. Zusätzlich werden organische Säuren und Bacteriocine produziert, die keimtötend oder wachstumshemmend wirken.
Dadurch wird es für neu eingeschleppte Bakterien, die eventuell Krankheitserreger sein könnten, schwieriger, im Darm zu überleben. Eine wichtige Funktion ist in diesem Zusammenhang auch die sogenannte Barrierefunktion. Die vorhandenen, unschädlichen Bakterien fungieren als „Platzhalter“, und lassen anderen, potentiell schädlichen Mikroorganismen, keinen Raum sich anzusiedeln.
Ungeborene Kinder haben noch einen völlig sterilen Darm. Die Besiedelung mit Bakterien beginnt in den ersten Stunden nach der Geburt. In Kontakt mit der Umwelt und vor allem über die Muttermilch nimmt das Neugeborene die Mikroorganismen auf.
Problematisch für den Menschen wird es, wenn die Symbiose gestört wird. Die Verabreichung von Antibiotika führt auch zu einem Absterben der Bakterien des Darmes, wodurch sich pathogene Bakterien leichter ausbreiten können. Seit etwa 1982 macht eine infektiöse Variante des ansonsten harmlosen Escherichia coli (E. coli) Bakteriums von sich reden. Diese enterohämorrhagische E. coli (EHEC) produziert toxische Substanzen, wodurch es zu Nierenversagen und Harnvergiftung führen kann. In den USA bekam die Seuche den bezeichnenden Namen „Big-Mac-Attack“, da die Bakterien unter anderem durch den Verzehr von zu kurz gegartem Fleisch übertragen werden.
Stand: 22.04.2000