Sich in andere Menschen hineinversetzen zu können ist eine Fähigkeit, die grundsätzlich in uns steckt. Dennoch beherrschen wir sie nicht von Geburt an: Während Erwachsene in der Regel keine Probleme damit haben, ihre eigenen Gedanken von denen anderer Personen zu unterscheiden, gelingt Kleinkindern dies zunächst noch nicht.

Erst im Alter zwischen drei und vier Jahren beginnen sie plötzlich zu verstehen, dass andere Menschen womöglich etwas Anderes denken als sie selbst. Zuvor scheinen Gedanken für Kinder unabhängig von dem, was sie selbst sehen oder über die Welt wissen, nicht zu existieren – ohne diese Vorstellung ist auch Mitfühlen und Mitleiden mit anderen kaum möglich.
Zuschreibung von Gedanken
Ob ein Kind bereits über diese sogenannte „Theory of Mind“ verfügt, testen Psychologen mit dem „False-Belief-Test“. Er überprüft: Erkennt das Kind, dass andere Menschen Überzeugungen haben können, von denen es selbst weiß, dass sie falsch sind? Zu diesem Zweck wird dem Kind zum Beispiel eine Packung Schokoriegel gezeigt, deren Inhalt mit Stiften ersetzt wurde. Dann wird es gefragt, was wohl ein anderes Kind in der Packung vermuten würde.
Kinder, die die Zuschreibung von Gedanken noch nicht erlernt haben, antworten auf diese Frage: Stifte. Ihnen ist unklar, dass ein anderes Kind nicht wissen kann, dass der Inhalt der Verpackung ausgetauscht wurde.