Gigantisch liegen sie da, die ägyptischen Pyramiden. Allein für die Cheops-Pyramide mit einer Höhe von 146,6 Metern und einer Seitenlänge von fast 230 Metern mussten 6,5 Mio. Tonnen Kalkstein verarbeitet und bewegt werden. Wie konnten die Ägypter ein solch riesiges Bauvorhaben in die Tat umsetzen?
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Nach der Antwort suchen Wissenschaftler noch immer. Zahlreiche Theorien zum Bau der Pyramiden wurden entwickelt, keine jedoch ist ohne Schwachpunkte. Wie kommt es überhaupt, dass der Bau der Pyramiden noch immer ein Rätsel ist? So viel ist bekannt über die Kultur der Alten Ägypter, ausgerechnet die Entstehung der Pyramiden sollen da eine Ausnahme bilden? Tatsache ist, dass keinerlei Aufzeichnungen oder Überlieferungen erhalten sind, die den Bau an den Pyramiden dokumentieren. Möglicherweise liegt dies daran, dass es sich um ein streng geheimgehaltenes Projekt handelte. Kein Baugeheimnis sollte nach außen dringen. Aber auch dann hätten zumindest Pläne oder Aufzeichnungen von Vermessungen angefertigt werden müssen. Einer Theorie zufolge wurden diese Pläne in der Bibliothek von Alexandria aufbewahrt, wo sie dann durch ein Feuer vernichtet wurden.
Herodot, ein griechischer Geschichtsschreiber, war ebenfalls fasziniert von den Pyramiden. Seine Aufzeichnungen gehören zu den wenigen Quellen, auf die Historiker sich heute stützen können. Mit seiner vagen Andeutung von Maschinen und „Gerüsten von kurzen Stangen“ beflügelte er die Phantasie der Forscher. Kannten die alten Ägypter bereits komplexe Hebelmaschinen, Flaschenzüge oder Kräne? Allerdings wurden außer Herodot keinerlei Quellen oder Anzeichen für die Verwendung solcher Maschinen gefunden. Hinzu kommt, dass Herodot den Bau selber keineswegs mit eigenen Augen verfolgt hat. Als er Ägypten bereiste, standen die Pyramiden bereits seit 2.000 Jahren.
Falls die Ägypter also noch keine Hebelvorrichtungen kannten – wie konnten sie die riesigen Blöcke in die oberen Bereiche der Pyramide bewegen? Eine gängige Theorie ist die des Rampenbaus. Um den Winkel flacher zu halten, sollen riesige Rampen an der Seitenwand der Pyramide aufgeschüttet worden sein, über die die Steine dann gezogen werden konnten. Der Haken an der Sache: Diese Rampen hätten eine riesige Fläche beansprucht – vielmehr als die Grundfläche der Pyramide selber, die mit 5,3 Hektar im Falle der Cheops-Pyramide nicht eben gering ist. Konnten solch enorme Aufschüttungen entstehen und wieder abgetragen werden, ohne dass sich heute die geringsten Spuren nachweisen lassen? Auch der zeitliche Aufwand spricht gegen diese Hypothese, müsste doch die Rampe stets vergrößert werden, sobald die Höhe der Pyramide zunimmt.
Als Alternative ist auch eine spiralförmige Rampe im Gespräch, die sich außen um die Pyramide zieht. Für die Errichtung einer solchen umhüllenden Rampe wäre weniger Platz und Material erforderlich, der Zeitaufwand zum Ausbau wäre allerdings ebenfalls beträchtlich. Auch die Möglichkeit einer Rampe im Inneren der Pyramide wird von einigen Forschern erwogen. Dagegen spricht die steile Steigung, die eine solche Rampe zur Folge hätte.
Und wenn die Steine erst vor Ort hergestellt worden wären? Einen ganz anderen Erklärungsansatz bietet eine Hypothese, nach der die Steinquader direkt an der Pyramide geformt und „gebrannt“ wurden. Dann wären weder Rampen noch Hebemaschinen notwendig gewesen. Klingt vielversprechend, allerdings hätte diese Methode einen großen Holzvorrat zum Erhitzen der Steine vorausgesetzt. Und gerade Holz war im alten Ägypten knapp. Auch die unterschiedlich geformten Steine der inneren Mauern der Pyramiden deuten eher darauf hin, dass natürliche und keine künstlich gebrannten Materialien verwendet wurden.
Doch der Transport der Steine ist nicht das einzige ungelöste Problem. Die Pyramiden geben den Forschern noch weitere Rätsel auf…
Stand: 12.01.2004