Es gilt als größtes Erdgasvorkommen in den USA, als El Dorado für die wichtigsten Gasproduzenten, als nahezu unerschöpfliche Quelle für heiß begehrte Energierohstoffe: Die Barnett Shale Formation im Norden von Texas. Entstanden ist sie vor 320 bis 360 Millionen Jahren im Erdzeitalter des Devon, beziehungsweise des Karbon, und erstreckt sich heute über 15 oder mehr texanische Landkreise.
„Es handelt sich um ein unendliches Reservoir“, erklärt Larry Brogdon, Chefgeologe der Four Sevens Oil Company mit Sitz in Fort Worth. „Es ist überall. Man kann kein Loch bohren ohne das Barnett zu treffen und das Gas ist immer da. Die Frage ist nur, ob du es heraus bekommst oder nicht.“
Die Masse macht‘s
Schätzungen des U.S. Geological Survey (USGS) zufolge existieren im Barnett Shale mindestens 764 Milliarden Kubikmeter an unkonventionellem Gas. Andere Experten gehen sogar von über 1,1 Billionen Kubikmetern Shale Gas aus. Seit 2001 hat sich die Produktion dort mehr als verdreifacht. „Die mächtig ‚sprudelnden‘ osttexanischen Quellen würden spielend gewinnen“, erklärt Eric Potter vom Bureau of Economic Geology an der Universität Texas in Austin. „Aber da sind so viele (Barnett) Bohrlöcher, dass sie ein enormes Gesamtergebnis liefern, obwohl das Gas aus jedem einzelnen nur bescheiden strömt.“
Der Hype um das Barnett Shale
Dass die Region seit einiger Zeit gewaltig boomt, kommt ziemlich überraschend. Denn nach 50 Jahren intensiver Öl- und Gasförderung schien sie eigentlich längst zum alten Eisen zu gehören. Neue Erkundungs- und Fördertechnologien, wirtschaftliche Veränderungen – insbesondere die steigenden Gaspreise – haben aber für eine neue ökonomische Blütezeit gesorgt.
Doch der aktuelle Erfolg des Barnett Shale hat auch noch andere Ursachen. „Es war nicht nur Hightech, es war die Beharrlichkeit und die Experimentierfreude einer einzigen Firma, die diesen Boom ausgelöst hat“, beschreibt Potter die wichtige Rolle von Mitchell Energy bei diesem wahr gewordenen amerikanischen Traum. „Sie fingen irgendwann an sich umzusehen, was in diesem Gebiet noch getan werden konnte“, so Potter weiter. „Sie haben dabei registriert, dass es immer eine ‚Gas show‘ gab, wenn man die Barnett Formation durchbohrte. Aber jeder glaubte, dass man dort nicht viel Gas finden würde.“
Ein amerikanischer Traum wird wahr
Nur der Eigentümer von Mitchell Energy, George Mitchell, war anderer Meinung. Er investierte viel Geld in die Erforschung des Barnett Shales und hatte am Ende auch Erfolg. Innerhalb von weniger als zwanzig Jahren entwickelte sich die Barnett Shale-Lagerstätte zum größten Erdgaslieferanten von Texas. In Zahlen: Waren dort Mitte der 1980er Jahre gerade mal zehn Quellen in Betrieb, sind es mittlerweile weit über 5.500 (Stand Januar 2007). Tendenz weiter stark steigend, denn das Barnett Shale wird in rasantem Tempo erschlossen.
Die Jagd nach Shale Gas
Der enorme wirtschaftliche Erfolg des Barnett Shales hat in den USA und in Kanada mittlerweile für einen Boom gesorgt. Landesweit wird mit Macht nach unkonventionellen Gaslagerstätten gesucht – oft genug mit Erfolg. Egal ob das Fayetteville Shale in Arkansas, das Marcellus Shale in den Appalachen Pennsylvanias, West Virginias und New Yorks oder das Woodford Shale in Oklahoma: überall stoßen Gasfirmen auf neue Quellen, aus den große Mengen des begehrten Rohstoffes strömen.
Stand: 10.10.2008