Das Rote Rathaus in Berlin-Mitte, das Hotel am Stadtpark in Hilden, das Kriminalgericht in Berlin-Moabit und ein Baudenkmal in Nürnberg haben eines gemeinsam: Sie zählen zu den Vorzeigeprojekten des so genannten „GreenBuilding-Projekts“ in Deutschland.
In diesem von der Europäischen Kommission vor einiger Zeit angestoßenen Programm geht es unter anderem darum, Bürokomplexe, Kindergärten, Schwimmbäder, Schulen oder Gewerbehallen – so genannte Nichtwohngebäude – zu modernisieren und dabei den Energiebedarf um mindestens ein Viertel zu senken. Mitmachen kann bei dem in Deutschland von der Deutschen Energie-Agentur (dena) koordinierten Vorhaben im Prinzip jeder Besitzer von derartigen Gebäuden, aber auch Planer, Berater und Hersteller von Produkten, die die Idee der Energieeffizienz unterstützen.
Die dena stellt den Eigentümern ausführliche Informationen zur Verfügung, die erklären, welche Energieeffizienzmaßnahmen bei Gebäudehülle und Anlagentechnik im speziellen Fall in Frage kommen. Dazu gehören zum Beispiel Empfehlungen zur Wärmeversorgung, Belüftung und Beleuchtung oder zu Bürogeräten. Sie gibt aber beispielsweise auch Tipps zur Finanzierung. Dass sich die Sanierung in den meisten Fällen lohnt, zeigt ein Blick auf die einzelnen Projekte.
Beispiel Nürnberg
Hier hatte sich das Bauamt der Stadt Nürnberg vor einigen Jahren entschlossen, das ehemalige Gasthaus- und Verwaltungsgebäude im Schlacht- und Viehhof zu einer modernen Kindertagesstätte umzubauen. Ziel war es, das Baudenkmal in ein Niedrigenergiehaus umzuwandeln.
Nach 18 Monaten Bauzeit und intensiven Investitionen, beispielsweise in einen deutlich verbesserten Wärmeschutz, einen effizienten Gasbrennwertkessel, eine Fußbodenheizung oder eine wassersparende Sanitärtechnik, konnte der Primärenergiebedarf des Gebäudes um mehr als 80 Prozent gesenkt werden. Einsparung an CO2-Emissionen pro Jahr: 80 Tonnen.
„Wir haben mit dieser Sanierung gezeigt, dass Denkmalschutz kein Hindernis ist bei der Umrüstung von Altbauten auf Niedrigenergiehausstandard. Den Umbau für die Nutzung mit Kindergarten, Kinderkrippe und Beratungsstelle haben wir funktional und gestalterisch anspruchsvoll gelöst und damit gleichzeitig das Energieniveau eines Neubaus erzielt“, so der Nürnberger Baureferent Wolfgang Baumann im Mai 2006, als die Stadt der erste offizielle Partner im deutschen GreenBuilding-Programm wurde.
Beispiel Berlin
Ähnlich erfolgreich war auch die Modernisierung des Roten Rathauses in Berlin durch die STEAG Saar Energie. Dort, wo auf mehr als 33.000 Quadratmetern der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit und der Berliner Senat zuhause sind, wurden unter anderem Heizung, Beleuchtung und Belüftung auf den neuesten Stand gebracht und eine neue Gebäudeleittechnik installiert. Ergebnis: eine Energieeinsparung von 2.022 Megawattstunden pro Jahr. Dies entspricht rund 250.000 Euro weniger an Energiekosten – mindestens.
Eine entscheidende Rolle bei der Umsetzung der Maßnahmen hatte das Berliner Modell der so genannten „Contracting-Projekt Energiesparpartnerschaft“. Das funktioniert so: „Private Partner finanzieren die nötigen Investitionen zur Steigerung der Energieeffizienz – zum Beispiel erneuern sie Heizanlagen, bauen Mess- und Regeltechnik ein und verbessern die Wärmedämmung in einem öffentlichen Gebäude. Die Effizienz-Rendite teilen sich der private Partner und der Staat“, erklärte Wowereit das Modell in einer Rede auf dem Large Cities Climate Summit am 16. Mai 2007 in New York.
Das Land Berlin muss bei diesem Modell für Modernisierungsinvestitionen keine neuen Schulden aufnehmen und die Energiekosten können ebenso nachhaltig gesenkt werden wie der CO2-Ausstoß. Das Instrument wird mittlerweile in rund 1.300 öffentlichen Gebäuden angewendet. Durchschnittliche Energieeinsparungen: 27 Prozent.
Ein Tropfen auf den heißen Stein
Noch handelt es sich bei Projekten wie in Berlin oder Nürnberg um Einzelfälle, noch steckt das Programm GreenBuilding in den Kinderschuhen – ebenso wie die energetische Sanierung der meisten Wohngebäude in Deutschland, obwohl das Energieeinsparpotenzial auch dort enorm ist.
Energie effizient erzeugen
Energieverluste reduzieren, Strom und Wärme sinnvoll und effektiv nutzen: Dies sind zwei mögliche Wege um den gewaltigen Energiehunger in Deutschland und weltweit vielleicht doch einigermaßen in den Griff zu bekommen. Um der drohenden Energiekrise zu entkommen, ist aber noch eines wichtig: Strom und Wärme effizient und umweltfreundlich erzeugen. Und gerade dabei sind Wissenschaftler und Architekten in letzter Zeit möglicherweise einen entscheidenden Schritt weitergekommen.
Stand: 07.03.2008