Mondfinsternisse kann man im Durchschnitt alle eineinhalb Jahre erleben, eine totale Sonnenfinsternis dagegen ist erheblich seltener bei uns zu sehen. Aber warum?
Die nächste kommt 2081
Einer der Gründe liegt auf der Hand: Wird der Mond vom Erdschatten beschattet, ist dies von der halben Erdkugel aus sichtbar. Eine Sonnenfinsternis erscheint dagegen nur in einem sehr schmalen Pfad total – und das auch nur wenige Minuten lang. Ein bestimmter Ort liegt daher im Schnitt nur alle 375 Jahre in diesem Schattenpfad. Allerdings wechseln sich dabei kürzere und längere Intervalle ab. Die nächste totale Sonnenfinsternis in Deutschland wird sich am 3. September 2081 ereignen – 82 Jahre nach der Finsternis vom 11. August 1999.
Betrachtet man die Erde insgesamt, sind Sonnenfinsternisse gar nicht so selten: Immerhin gibt es zwei bis drei solcher Eklipsen pro Jahr. Allerdings sind einige davon nur ringförmig oder partiell – der Kernschatten des Mondes verfehlt die Erde. Eine totale Sonnenfinsternis ereignet sich alle ein bis zwei Jahre einmal – aber sie ist dann eben nur von einem sehr kleinen Ausschnitt der Erdoberfläche sichtbar.
Neumond allein reicht nicht
Theoretisch könnte eine Sonnenfinsternis sogar noch viel häufiger eintreten. Denn während der Mond die Erde umkreist, erreicht er alle 29,5 Tage eine Position, in der er ungefähr in einer Linie mit Sonne und Erde steht – Neumond. Theoretisch könnte er dabei jedes Mal die Sonne verdecken. Warum geschieht dies aber nicht? Weil die Mondbahn gegenüber der Erdbahn um etwa fünf Prozent geneigt ist, trifft der Mond diese Linie nicht bei jeder Umkreisung genau, sondern passiert sie meist knapp ober- oder unterhalb. Der Schatten, den der Mond wirft, verfehlt dann die Erde und erzeugt daher auch keine Sonnenfinsternis.
Alle sechs Monate erreicht der Mond einen der zwei Knotenpunkte, an denen die geneigte Mondbahn die Bahn der Erde um die Sonne kreuzt. Nur in der Nähe dieser Knoten ist eine Sonnenfinsternis überhaupt möglich. Wenn der Mond sowohl in Knotennähe als auch in Neumond-Position steht und sich noch dazu nah genug an der Erde befindet, um die Sonnenscheibe vollständig zu verdecken, dann gibt es eine totale Sonnenfinsternis.
Wandernde Knoten und Saros-Zyklen
Der Haken an der Sache: Diese Knoten stehen nicht fest im Raum, sondern verändern sich. Nur einmal alle 6.585,32 Tage, oder einfacher ausgedrückt: alle 18 Jahre und elf Tage treffen alle drei Voraussetzungen wieder zusammen, die für eine totale Finsternis benötigt werden. Diese mehr oder weniger regelmäßige Abfolge von ähnlichen Sonnenfinsternissen entdeckten schon die babylonischen Astronomen vor mehr als 3.000 Jahren und tauften sie „Saros“ – Wiederkehr.
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Innerhalb eines Saroszyklus wandern die Schattenpfade der Eklipsen von einer zur nächsten um 120 Grad nach Westen und etwas nach Norden oder Süden. Daher läuft eine Saros-Reihe nicht ewig weiter: irgendwann ist der Nord- oder Südpol der Erde erreicht, und der Schatten des Mondes wandert aus dem Erdbereich aus. Typischerweise überspannt eine Saros-Serie 1.200 Jahre und beinhaltet zwischen 68 und 75 Sonnenfinsternisse.
Um die Verwirrung komplett zu machen: Bezogen auf einen Ort, beispielsweise Deutschland, gehören aufeinander folgende Sonnenfinsternisse meist zu jeweils anderen Saroszyklen. Die aktuelle Eklipse gehört beispielsweise zu Zyklus 120, die vom August 1999 dagegen zu Zyklus 145.
Nadja Podbregar
Stand: 18.03.2015